"Wirtschaftlich untragbar":
Red Bull stellt Servus TV ein
Servus TV muss weichen. Sieben Jahre nach Start steuert der TV-Kanal nichts zum milliardenschweren Red-Bull-Konzern bei.
Servus TV stellt seinen Sendebetrieb ein. Das gibt das Fernsehunternehmen aus der Salzburger Red-Bull-Familie am Dienstagmorgen recht überraschend bekannt. Zur Begründung wird mitgeteilt:
"Servus TV wurde im Jahr 2009 als Sender mit hohem Anspruch an Qualität und Unterhaltung gestartet. Obwohl wir Jahr für Jahr einen nahezu dreistelligen Millionenbetrag in Servus TV investiert haben, lässt sieben Jahre nach Einführung die aktuelle Markt- und Wettbewerbssituation keine wirklich positive Entwicklung erwarten. Der Sender ist daher für unser Unternehmen wirtschaftlich untragbar geworden."
Weiter heißt es, Servus TV habe sich "der Sorgfaltspflicht eines ordentlichen Geschäftsmannes entsprechend entschlossen, den Betrieb von Servus TV einzustellen". Red-Bull-Gründer und -Lenker Dietrich Mateschitz gilt als durchdachter Manager, der aus dem Nichts mit einem Energydrink ein Milliardenimperium geschaffen hat. Nun orientiert sich Mateschitz offenbar an der einst gültigen TV-Regel, wonach ein Free-TV-Kanal innerhalb von sieben Jahren die Gewinnzone erreichen sollte.
Weiter heißt es zum Sender-Aus, die Veränderungen am globalen Medienmarkt würden das Team in dieser Entscheidung bestärken, "weil digitale Angebote die klassischen linearen Programme verdrängen".
Wann Servus TV genau ausgeknipst wird, ist unklar. Österreichische Branchenbeobachter gehen von einem Ende im Juni aus. Noch ist der Privatsender mit Arte-Ambiente, Alpen-Schwerpunkt und europaweitem Anspruch via Satellit, im Streaming und in diversen deutschen Kabelnetzen weiter zu sehen. Der Sendebetrieb werde bis auf Weiteres "uneingeschränkt weiter laufen". Was aus den deutschen Sales- und Vertriebsleuten wird - unklar. Über 240 Mitarbeiter sind vom Sendeschluss betroffen und verlieren ihren Job.
Das erfolgreiche Printmagazin "Servus in Stadt und Land", das ebenso wie der Sender auch hierzulande verbreitet wird, sei von dieser Maßnahme nicht betroffen, heißt es abschließend aus dem Salzburger Land. Außerdem hegt Red Bulls Medienzweig Red Bull Media House globale TV-Träume. Eigentlich könnte Mateschitz daher TV-Personal gebrauchen. Doch in Österreich wird noch über andere Gründe für den Auslöser hinter dem Sendeschluss von Servus TV spekuliert ...
"Der wahre Grund war die Intention der Mitarbeiter, einen Betriebsrat zu gründen." #ServusTV https://t.co/7proQjYwrb
— Gunnar Jans (@Breisacher) 3. Mai 2016
Update: Zahlreiche Servus-TV-Beschäftigte wollen durch einen Offenen Brief Dietrich Mateschitz noch einmal zum Umdenken bewegen. Weil den Red-Bull-Chef unter anderem in Rage brachte, dass Mitarbeiter in einer anonymen Doodle-Umfrage über die Gründung eines Betriebsrates abstimmen ließen, beteuerten die Briefschreiber, dass es für dieses Unterfangen im Sender keine Mehrheit gebe. Auch gegen jedwede (auch gewerkschaftliche) Einmischung und Stellungnahme von außen, verwehrte sich das Team in seinem Brief ausdrücklich, schreibt Österreichs Fachpresse.