Razzia im Ki.Ka-Verfahren
Nach Bestechung bei Vergabe von Aufträgen des Kinderkanals: Das Thüringer Landeskriminalamt durchsucht Firmen und Privatwohnungen.
Im Millionenbetrug beim Kinderkanal Ki.Ka hat das Thüringer Landeskriminalamt am Dienstag mehrere Firmen und Privatwohnungen durchsucht. In sieben Wohnungen und bei acht Unternehmen in Thüringen, Berlin und Baden-Württemberg sollten Akten und Beweismittel sichergestellt werden, zitiert die "dpa" den Sprecher der Staatsanwaltschaft Erfurt, Hannes Grünseisen.
Hintergrund: Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Bestechung und Vorteilsnahme im Zusammenhang mit der Vergabe von Aufträgen des Kinderkanals von ARD und ZDF. Ein ehemaliger Herstellungsleiter soll über Scheinrechnungen 8,2 Millionen Euro abgezweigt haben. Die kriminellen Geschäfte sind ganze acht Jahre lang - von 2002 bis 2010 - nicht aufgefallen. Die Ermittlungen richteten sich derzeit gegen elf Personen, darunter sechs Geschäftsführer verschiedener Firmen und fünf "Personen aus dem Bereich des Ki.Ka", teilt die Staatsanwaltschaft mit. Nähere Angaben zu den durchsuchten Firmen und zur Höhe etwaiger Schadenssummen werden nicht gemacht.
Der Betrugsskandal beim Ki.Ka hat bereits Verwaltungsdirektor Holger Tanhäuser den Job gekostet. Programmgeschäftsführer Steffen Kottkamp ist wegen mangelnder Ausübung seiner Kontrollfunktion abgemahnt worden, Fernsehdirektor Wolfgang Vietze ermahnt. Auch Ex-Ki.Ka-Chef Frank Beckmann, heute NDR-Programmdirektor und ARD-Koordinator Vorabend, ist unter Beschuss geraten. Künftig soll der Ki.Ka organisatorisch enger an den MDR angebunden werden, um die Kontrollen zu verbessern.