Interview mit Stephan Schupbach:
Raab als Dusch-Designer: "Erinnert an die frühen Jahre von Frogdesign"
Bath Design oder bad Design? Stefan Raabs selbst entwickelter Duschkopf konkurriert mit professionellen Designmarken. Was sagt eigentlich ein Profi dazu? W&V Online hat Design-Professor Stephan Schupbach zu seinem neuen Kollegen befragt.
Stefan Raab ist unter die Produktentwickler gegangen. Sein ungewöhnlich geformter Duschkopf "Doosh" wird seit Montag über die Ladenkette Butlers vertrieben. Was sagt eigentlich ein Designer dazu? W&V Online hat Stephan Schupbach dazu befragt. Der diplomierte Designer ist Professor am Fachbereich Informatik und Ingenieurwissenschaften an der Fachhochschule Frankfurt am Main.
Professor Schupbach, wie beurteilen Sie denn diese doch etwas ungewöhnliche Form des Duschkopfs?
Stefan Raabs "Doosh" ist eine prima Idee. Die Grundform so zu gestalten, dass das üppige Haar nicht immer gleich nass wird, sowieso überfällig. Betrifft ja nicht ihn oder mich, sondern unsere Partnerinnen – Damen mit wallendem Haar wie die "3 Engel für Charlie". In Materialität, Detailarbeit, letztendlich der Nuance der Nuance im Design, ist natürlich noch Luft nach oben an dem Knochen.
In den meisten deutschen Badezimmern finden sich aber sowieso nicht unbedingt Design-Klassiker.
Deutsche Unternehmen der Sanitär-Branche gehören im Produktbereich aber sicher zu den international am meist kopierten Firmen. Das liegt daran, dass sich absolute Top-Designer dem Thema schon lange annehmen. Gehen Sie einfach mal ins MoMA in New York. Stefan Raab verfolgt aber offensichtlich einen anderen Ansatz mit seinem Produkt; eher den, der uns an die frühen Jahre Frogdesigns für das Unternehmen Hansgrohe erinnert. Er macht da meines Erachtens etwas sehr richtig – trotzdem muss er formalästhetisch natürlich am Querschnitt und den Freiformflächen seines Boomerangs noch nacharbeiten.
Was würden Sie denn Herrn Raab hinsichtlich seines Duschkopf-Designs empfehlen?
Raab ist in seiner Vorgehensweise absoluter Profi, weshalb ich ihm natürlich gar nichts zu empfehlen habe. Außer eventuell als Inspiration. Charles Wilps einstige Commercials für das Unternehmen Stiebel Eltron: "heiiissses Wasser".
Hat Herr Raab da wirklich eine Markt-Lücke entdeckt?
Sicher nicht. Natürlich haben sich auch andere Sanitär-Unternehmen darüber Gedanken gemacht. Klasse find ich aber Raabs Ansatz, hier bei der Produktkonzeption nicht alle denkbaren Schreckensszenarien der möglichen Nässe beim Duschen mit reinzupacken - zum Beispiel, dass eventuell die Spitzen bei längerem Haar und längerem Duschen nass werden könnten - sondern zu sagen: "Naja, dann mach Dir halt einen Dutt, oder trockne die Spitzen halt später ab...ist doch besser, als das der ganze Kopf pitschnass ist."
Was glauben Sie: Hilft beim Verkauf des Produktes eher der berühmte Name oder die ungewöhnliche Form?
Stefan Raab hat, soweit ich dies einschätzen kann, grundsätzlich einen ganzheitlichen Ansatz bei allen seinen Konzepten. Wohl auch hier. Lena Meyer-Landrut ist das Werbetestimonial für "Doosh". Und der Vertriebspartner heißt Butlers, ein cooler Profi, der zum Beispiel auch mit Disney zusammenarbeitet. Konkret zu Ihrer Frage, ob ihm sein Name hilft? Ja, aber mehr im Rahmen seines konzeptionellen Denkens: Was zum Beispiel Productplacement im 21. Jahrhundert heißt, wird er uns schon noch erklären. Da bin ich mir ziemlich sicher.
Hier nochmals das Produkt-Video...
...und der Spot.