TV-Quoten:
RTL-Dschungelcamp bleibt Lagerfeuer der TV-Nation
"Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" ist besser als im Vorjahr gestartet und erreicht bei den 14- bis 49-Jährigen Marktanteile von über 40 Prozent. In der Primetime siegt am Samstag zwar das ZDF - aber mit fast einer Million weniger zusehern.
Die Macher bei RTL sind zufrieden: "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" ist besser als im Vorjahr gestartet und bleibt ein Lagerfeuer für Teile der TV-Nation. In der wichtigen Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen erreichte der Privatsender diesmal durchschnittlich 6,1 Millionen Menschen - so viele wie noch nie in den ersten beiden Folgen einer Staffel. Die zweite Folge der zehnten Staffel sahen am Samstag ab 22.15 Uhr 7,96 Millionen Zuschauer (Marktanteil 28,7 Prozent) und damit sogar mehr als die erste (7,68 Mio./28 Prozent). In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen lag der Marktanteil am Freitag und Samstag jeweils über 40 Prozent. Am Sonntag allerdings waren es nur noch 6,14 Millionen Zuschauer (MA: 24,4 %). Im vergangenen Jahr sahen die erste Folge etwa 7,5 Millionen und die zweite 7,2 Millionen. Im Schnitt waren dann bei der Staffel 2015 rund 6,8 Millionen dabei. Die sozialen Netze und Kritiker in Onlinemedien feierten den Auftakt.
Primetimesieger am Samstag wurde zwar das ZDF: Mit dem Krimi "Kommissarin Heller: Hitzschlag" und Hauptdarstellerin Lisa Wagner kam das Zweite allerdings nicht auf so viele Zuseher wie das Dschungelcamp. 6,95 Millionen (21,1 Prozent) schalteten das Zweite ein. Auf Platz zwei um 20.15 Uhr schaffte es die RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" (5,44 Millionen/16,6 Prozent) und auf Rang drei die ARD mit ihrer Wissensshow "Frag doch mal die Maus" (4,82 Millionen/14,9 Prozent). Dahinter lagen zur besten Sendezeit der Pferde- und Kriegsfilm "Gefährten" von Steven Spielberg bei ProSieben mit 1,90 Millionen (6,1 Prozent) sowie der Computertrickspaß "Madagascar 2" bei Sat.1 mit 1,58 Millionen (4,8 Prozent). Vox erreichte mit dem Harrison-Ford-Actionthriller "Air Force One" 1,19 Millionen, Kabel eins mit der Serie "Navy CIS" 1,18 Millionen (3,7 Prozent).
Der Sonntag gehörte auch ohne "Tatort" der ARD: Ab 20.15 Uhr haben 8,86 Millionen Menschen (23,5 Prozent) den Münchner "Polizeiruf 110" mit dem Titel "Und vergib uns unsere Schuld" gesehen. Auch ARD-Talkerin Anne Will hat sich auf ihrem neuen Sendeplatz respektabel geschlagen. Ihre Diskussion zum Thema "Nach Köln - Höchste Zeit für eine neue Flüchtlingspolitik?" sahen am Sonntagabend im Ersten ab 21.45 Uhr 4,41 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 14,0 Prozent). Will ist die Nachfolgerin von Günther Jauch.
Das Dschungelcamp indes verdankt die starken Auftaktquoten einigen Skandälchen und Aufregern. Außerdem gibt RTL gleich zu Beginn alles, worauf Fans sonst tagelang warten mussten: Kellner kredenzen Buschschweinsperma, Kamelhirn und Kuh-Urin. Ex-Fußballer Thorsten Legat biss sich am Ochsenpenis ein Stück Zahn aus. Sänger Gunter Gabriel pinkelte ins Meer und in den Camp-Tümpel ("Dafür sind Männer doch gemacht."). Die TV-erprobte "Kämpferin aus Leidenschaft", Helena Fürst, geht direkt mal auf "Konfro" mit der Jüngsten im Bunde, Ex-"Topmodel"-Kandidatin Nathalie Volk. Legat ist von Schauspieler Rolf Zacher genervt, der mit einem T-Shirt-Turban auf dem Kopf Kommandos durch die Gegend nuschelt. "DSDS"-Dauerbewerber Menderes Bagci wird von Legat genötigt, über seine Jungfräulichkeit zu sprechen. Gabriel streckt Kameras den Stinkefinger entgegen. Jenny Elvers witzelt über ihre Alkoholprobleme in der Vergangenheit. Schon an den ersten beiden Tagen scheint im Dschungelcamp Nummer zehn mehr los zu sein als in der gesamten Staffel 2015, fasst DPA zusammen.
Der Erfolg des Dschungelcamp-Jubiläums ist aus Sicht von Medienpsychologe Jo Groebel unter anderem auf die Kandidatenauswahl zurückzuführen. "Da sind schon etliche von vornherein dabei, die innerhalb der C-Prominenz A-Status haben", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. So lasse das Interesse an Schauspielerin Jenny Elvers nie nach. Auch Hollywood-Star Brigitte Nielsen genieße stets hohe Aufmerksamkeit. "Und da ist richtig schön Prollpotenzial und Zickenpotenzial dabei", so Groebel. Das habe es in dieser Breite in den vergangenen Staffeln nicht gegeben. 2015 etwa habe sich Moderator Walter Freiwald erst im Laufe der Show als kontrovers herausgestellt. Das sei diesmal anders.
Der Kölner Privatsender hat sich außerdem für die zehnte Ausgabe des Formats allerhand Neuerungen einfallen lassen. Die Moderatoren Sonja Zietlow und Daniel Hartwich versprachen: "Es ist das härteste Dschungelcamp aller Zeiten." Aus dem Promipool werden zwei Gruppen, die getrennte Lager beziehen - eine Variante der Show, die im britischen Original schon 2006 eingeführt wurde. Wie dort heißen die beiden Teams nun "Base Camp" und "Snake Rock". Die jeweiligen Mitglieder sind an ihren Outfits zu erkennen: traditionelle Blau-Rot-Kombi vs. neues Senfgelb. Die Camper duellieren sich jetzt entsprechend der Teams. Doch schon nach ein paar Tagen kündigte RTL an, sollen die Gruppen zusammengeführt werden.
Mit Hollywood-Star Brigitte Nielsen ist zum ersten Mal seit der Deutschland-Premiere im Jahr 2004 eine Kandidatin ein zweites Mal dabei. Die Schauspielerin hatte 2012 die Dschungelkrone gewonnen und sich im vergangenen Sommer die erneute Teilnahme bei einer Extra-Ausgabe zur Erfolgsshow gesichert. Dank ihrer Erfahrung mutiert sie nun schlagartig zur Psychologin und zum Busch-Guide: Klo links, Dschungeltelefon rechts. Und dass die anderen Kandidaten alles ganz furchtbar finden, liege nur daran, dass es der erste Tag sei.
Laut einer Yougov-Umfrage gehen 23 Prozent davon aus, dass Nielsen erneut Dschungelkönigin wird und die zehnte Staffel gewinnt. Noch größer ist nur die Gruppe derjenigen, die ratlos ist: 29 Prozent machten keine Angabe oder sagten "Weiß nicht" auf die Frage, wer von den zwölf Insassen siege. Zweithöchste Chancen hat laut der repräsentativen Umfrage Ex-"Big Brother"-Promi Jürgen Milski (15 Prozent) gefolgt von Castingshow-Teilnehmer Menderes Bagci (11 Prozent) und TV-Anwältin Helena Fürst (6 Prozent). Bei der Schauspielerin Jenny Elvers gehen vier Prozent von einem Sieg aus.
Am bekanntesten unter den Dschungelkandidaten 2016 sind laut Yougov Jenny Elvers und Gunter Gabriel (kennen 76 Prozent) sowie Brigitte Nielsen (75 Prozent). Danach kommen Rolf Zacher (58 Prozent) und Helena Fürst (43 Prozent).
"Schamlos" bis "Kasalla": Zitate vom Dschungel-Auftakt
Das Dschungelcamp ist ein Garant für spitze Kommentare. Üblicherweise kommen die vom Moderatoren-Duo Sonja Zietlow/Daniel Hartwich. Bei der zehnten Staffel, die am Freitagabend deutscher Zeit startete, waren aber auch die Kandidaten gut dabei. Eine Auswahl:
Die schrägsten Zitate vom Einzugstag:
"Ich geh' mit allem rein, was ich hab. Das ist nicht viel." (It-Girl Sophia Wollersheim vor dem Camp-Einzug)
"Mir ist ein großes Herz lieber wie die deutsche Sprache." (Milski über Ex-Fußballer Thorsten Legat)
"Du hast doch Klötze in der Buxe. Hast du nicht mal ein Bedürfnis, das zu machen? Das ist doch ein Bedürfnis, wie jeden Tag auf den Pott gehen. Du bist ein Junge, mach mal Kasalla." (Legat im Gespräch mit "DSDS"-immer-wieder-Kandidat Menderes Bagci über dessen "Jungfräulichkeit")
"Ich wusste genau, worauf ich mich einlasse. Ich komme von RTL." (TV-Anwältin Helena Fürst)
"Die Veganer, das ist ein Volk, die sind voll intelligent." (Schauspieler David Ortega über seine Pläne, Ketchupburger im Veganstyle zu vertreiben)
dpa/sh