Der Jurist Schwartmann leitet die Forschungsstelle für Medienrecht an der Technischen Hochschule Köln und ist Vorsitzender der Gesellschaft für Datenschutz. Weitere Mitglieder des Stiftungsrats sind Marcus Dimpfel, Bereichsleiter Strategische Unternehmensentwicklung bei RTL, Daniel Prümers, SVP Data bei ProSiebenSat.1 und United-Internet-Vorstand Jan Oetjen.

Mit ihrer Initiative wollen die drei deutschen Unternehmen eine Alternative zu globalen Datenkonzernen wie Facebook und Google schaffen. Vor allem Facebook bietet einen ähnlichen Login-Service an. Facebook-User können sich mit ihrem Login auch bei zahlreichen Partnerseiten anmelden. Das Dreierbündnis ist zudem eine Reaktion auf die geplante E-Privacy-Verordnung sowie  die europäische Datenschutzgrundverordnung, die bereits im Mai in Kraft tritt.

Die E-Privacy-Verordnung wird voraussichtlich das Tracking und Targeting auf Basis von Cookies deutlich erschweren. Umso wertvoller werden deshalb Login-Daten aus erster Hand, welche Nutzer den Online-Diensten freiwillig geben.

Gesucht: weitere Alliierte

Mit ihrem Login-Modell will die European Net-ID Foundation einen "Standard einführen, der europaweit und branchenübergreifend skaliert", erklärt RTL-Manager Dimpfel. Naheliegend wäre zunächst wohl eine Beteiligung der Schwesterfirmen der deutschen Mediengruppe RTL. Der Luxemburger Mutterkonzern RTL Group ist auch in Frankreich, den Benelux-Staaten, Spanien, Ungarn und Kroatien verteten.

Die Dreier-Allianz soll um weitere Unternehmen erweitert werden. Man sei mit "namhaften Unternehmen aus nahezu allen Branchensegmenten im Dialog", sagt UIM-Vorstand Oetjen. "Das in Interesse an einem offenen Standard ist sehr groß." Mit Net-ID enstehe ein "digitales Angebot, das vom Start weg den Millionen Internetnutzern in Deutschland den Umgang mit ihren persönlichen Daten erleichtern wird", erklärt ProSiebenSat.1-Digitalvorstand Christof Wahl.

Mit ihrer Initiative konkurrieren die drei Medienkonzerne mit einer anderen deutschen Login-Allianz. Unter dem Titel Vermi haben sich die Großunternehmen Allianz, Daimler, der Medienkonzern Springer, die Deutsche Bank, die Bundesdruckerei, die Deutsche Telekom und die Lufthansa zusammengeschlossen. Außerdem dabei sind der IT-Spezialist Core sowie der Kartendienst Here, der den deutschen Autobauern Audi, BMW und Daimler gehört.

Vertreter beider Datenallianzen haben in den letzten Wochen angedeutet, möglicherweise zusammenarbeiten zu wollen.

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Autor: Thomas Nötting

ist Leitender Redakteur bei W&V. Er schreibt vor allem über die Themen Medienwirtschaft, Media und Digitalisierung.


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