Werbeholdings im Umbruch:
Publicis-CEO Arthur Sadoun: "Glauben Sie mir, das wird gut"
Nicht erst seitdem WPP strauchelt, gilt die französische Publicis-Gruppe als größter Hoffnungsträger unter den Werbeholdings. Bis jetzt macht der neue CEO Arthur Sadoun alles richtig. Wie, erzählt er W&V im Interview.
Seit Juni 2017 ist der 46-Jährige Arthur Sadoun CEO von Publicis. Er folgte auf Maurice Lévy, der 30 Jahre lang Chef des drittgrößten Werbekonzerns der Welt war. Alle vier großen internationalen Holdings – WPP, Omnicom, Publicis und IPG – müssen ihre Nachfolgeregelungen treffen, bei WPP ist die Sache seit dem Ausstieg von Gründer Martin Sorrell vor Kurzem noch dringlicher geworden.
Das einzige Unternehmen, das den Chefwechsel bislang tatsächlich vollzogen hat, ist allerdings Publicis. Sadoun mischt die Branche mit immer neuen Nachrichten auf.
Sein Debüt in Cannes feierte er mit der Ankündigung, die gesamte Publicis-Gruppe werde 2018 dem Festival fernbleiben. Er kooperiert mit Microsoft, um dank der neuen KI-Plattform "Marcel" seine 80 000 Mitarbeiter enger zu verbinden. Seit Sadoun macht die Gruppe bemerkenswert viel Neugeschäft. Aus deutscher Sicht ist Mercedes-Benz das relevanteste, dafür baut die Holding gerade die Einheit "Emil" in Berlin auf.
Wie Arthur Sadoun an Dinge herangeht
"Große Dinge geschehen überall dort, wo es Innovation gibt", sagt Sadoun. Während Lévy der Grandseigneur der Werbung war, erinnert Sadoun im Gespräch manchmal an einen Teenager. Er guckt verschmitzt, quillt über vor Energie, lacht herzhaft und ist niemals um eine Pointe verlegen. Im Gegensatz zu den anderen scheint er zumindest eine Vorstellung davon zu haben, wie die großen internationalen Werbekonzerne überleben können.
Sadoun hat auch das Büro von Lévy übernommen. Statt wie einst ein großer Schreibtisch, steht bei Sadoun ein Konferenztisch in der Mitte. Er lässt andere sein Zimmer als Meetingraum nutzen, weil er ohnehin vier Tage in der Woche auf Reisen ist. Er hat eine Mission: Bis 2020 soll aus Publicis ein Marktführer werden. Die ersten vier Fragen:
Was da gerade bei WPP und mit Martin Sorrell passiert, ist das gut für die Werbeindustrie, Herr Sadoun?
Ich habe meinen Job als CEO im Juni begonnen und keine drei Wochen später Martin Sorrell in Cannes getroffen. Ich sagte: "Hallo Martin, ich bin Arthur und ich wollte dir eins sagen: Du wirst mich weder öffentlich noch privat je etwas Schlechtes über dich oder WPP sagen hören." Das wäre nämlich fatal für unsere Industrie. Also werde ich auch hier und heute nicht damit anfangen.
Was genau ist schlecht daran, weiterhin über die Konkurrenz zu sprechen, so wie es Ihr Vorgänger Maurice Lévy getan hat?
Unser Wettbewerb sind nicht mehr die Wettbewerber. Unsere Challenge spielt in einer neuen Welt, in der wir uns eine einzigartige Stellung erkämpfen müssen. Wir müssen uns von der Vergangenheit lösen, ich habe das neulich auch schon auf unserem Investorentag angesprochen.
Konkurrenzgehabe hat da nichts mehr verloren?
Wir konkurrieren mit Google und Facebook, ja richtig. Und ja, wir konkurrieren auch mit Accenture und mit WPP und Omnicom. Aber wir, das heißt alle Player, die unseren Markt ausmachen, können nur gewinnen, wenn wir ein positives Klima für uns alle schaffen.
Ich glaube, für uns alle ist auch genug Platz am Markt. Wir sollten uns aber mehr darauf konzentrieren, was wir für den Kunden leisten können und unseren Mehrwert unter Beweis stellen. Also habe ich keinerlei Interesse daran, Schlechtes über meine Mitbewerber oder Partner zu sagen.
Was ist dann das dringlichste Problem Ihrer Branche?
Ich bin auch so nicht wahnsinnig fokussiert auf unsere Branche. Und ich halte mich nicht mit dem Problem auf, ich verwende meine komplette Zeit auf Lösungen. Es gibt nur einen einzigen Weg, wie wir unsere Existenz sichern können: Wir müssen sichergehen, dass unsere Kunden sehen, wie wir ihnen in Zukunft dabei helfen können zu wachsen. Wachstum ist alles. Es geht also darum sicherzustellen, dass wir ihnen alles bereitstellen, was sie zum Wachsen benötigen. Wenn wir das hinkriegen, dann gewinnen wir auch.
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