Digital-Plus und Ampya-Aus:
ProSiebenSat.1 verdient immer mehr und dampft Verlustbringer ein
ProSiebenSat.1 legt erneut Umsatz-Rekordzahlen vor. Der Vorstandsvorsitzende Thomas Ebeling überprüft die Reisesparte. Das Musikangebot Ampya wird eingestellt.
Draußen stürmte Tief "Thomas", drinnen präsentierte der ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzende Thomas Ebeling die Unternehmenszahlen. Obwohl 2016 mit der Fußball-EM und Olympia ein Sportjahr war, lief es für das Unterföhringer "Powerhouse" (Ebeling) bestens: Die ProSiebenSat.1 Group hat das Jahr 2016 erneut mit Bestwerten abgeschlossen.
Der Konzern steigerte den Umsatz deutlich um 17 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,3 Mrd.). Zugleich erhöhte sich das Recurring Ebitda von ProSiebenSat.1 gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent auf 1,02 Milliarden Euro. Der Gewinn legte ebenfalls um 10 Prozent zu - auf 513 Millionen Euro. Inzwischen erwirtschaftet der Konzern 47 Prozent des Umsatzes außerhalb des TV-Werbegeschäfts, bis 2018 soll dieser Anteil auf über 50 Prozent steigen.
Stark: die Digitalsparte. Dort explodierte der Umsatz mit Zukäufen wie Parship, Elite-Partner oder Verivox um 65 Prozent und das Betriebsergebnis um 33 Prozent hoch. Der Bereich Digital Commerce trägt inzwischen ein Fünftel zum ProSiebenSat.1-Geschäft bei.
Im Rahmen der Bilanzkonferenz kündigte der Konzernchef an, man prüfe einzelne Bereiche. Konkret sprach Ebeling von der Reisesparte. Dazu zählen unter anderem Mydays, Etraveli, Weg.de sowie Wetter.com und Billiger-mietwagen.de. Es gebe Interesse im Markt, einzelne Bereiche zu erwerben. Welche das seien, wollte Ebeling noch nicht verraten. Im Reisesektor gibt es wenig Synergien mit dem Kerngeschäft, der Konzernchef: es fehle die Omni-Channel-Story. "Sind wir der beste Owner?", betonte Ebeling – diese Frage müsse man sich stellen.
Bei Ampya wird der Stecker gezogen
Klare Aussagen gibt es bereits zur Musikplattform Ampya. Sie wird bereits nächsten Dienstag eingestellt. Das ursprüngliche Konzept wird beendet, die Marke soll jedoch weiter bestehen, unter anderem mit Channels auf Youtube.
Stark, wenn auch auf kleinem Niveau wachsend ist der Bereich Adressable TV. Rund 100 Kampagnen gibt es aktuell, wie CCO Sabine Eckhardt erklärt. 50 bis 100 Millionen Euro, so die Prognose, soll das Geschäft mit der individualisierten Werbung ab 2018 bringen. 2017 wird sich der Umsatz im Vergleich zu 2016 vermutlich verdreifachen. Eckhardt, die seit 1. Januar im Vorstand der Media SE sitzt, hat für die Unterföhringer einen interessanten Deal eingetütet: die Datenehe mit Zalando. ProSiebenSat.1 baut mit der E-Commerce-Plattform ein Login-Modell zur Vermarktung auf. Laut Eckhardt seien für 2017 zwei weitere Kooperationen geplant.
2017 soll ein weiteres Rekordjahr werden
ProSiebenSat.1 ist gut ins Jahr 2017 gestartet. Der Konzern ist zuversichtlich, auch 2017 deutlich zu wachsen. Auf Jahressicht strebt der Konzern eine Steigerung des Konzernumsatzes mindestens im hohen einstelligen Prozentbereich an.
Der CEO hatte vor kurzem im "Manager Magazin" angekündigt, nicht auf ewig Chef von ProSiebenSat.1 bleiben zu wollen. Seinen Ausstieg beim Dax-Konzern im Jahr 2019 bekräftigte er erneut: "Mein Plan ist es, mit 60 aufzuhören. Aber jetzt mache ich erst einmal mit Vollgas weiter."
Der Konzernlenker beantwortete die Frage, ob er den Vorstoß der Politik, die Managergehälter zu deckeln, für sinnvoll halte, mit einem klaren "Nein". "Das wäre ein weiterer falscher Schritt für Deutschland", so Ebeling, der zu den Spitzenverdienern der Republik zählt. Er verwies auf die Schweiz, dort seien die Managergehälter ebenfalls begrenzt. Dort gebe es Thomas Ebeling zufolge nicht wenige Spitzenleute, die mit Jobs in den USA liebäugeln würden.