ProSiebenSat.1 hält an Pay-TV-Ausbau fest
Veränderungen im Medienverhalten und der Wandel im Werbemarkt will CEO Thomas Ebeling mit mehr Bezahl-Inhalten kompensieren. Auf der Hauptversammlung spricht er aber auch von einer Erholung der Spot-Erlöse und begründet den N24-Verkauf.
Erneut bekräftigt der TV-Konzern ProSiebenSat.1, dass er sich mit dem weiteren Ausbau von Bezahlangeboten unabhängiger vom Werbemarkt machen wolle. "Unser Ziel ist es, die Gruppe breiter aufzustellen", sagt Vorstandschef Thomas Ebeling am Dienstag auf der Hauptversammlung in München. Ebelings Begründung: "Wir bereiten uns darauf vor, dass es auf lange Sicht eine Verschiebung in der Mediennutzung geben wird." Deshalb wolle der Konzern den Anteil an Bezahlinhalten über die Pay-TV-Kanäle hinaus auch bei Internetangeboten, wie etwa Online-Videos, ausbauen. Bisher bietet der Konzern etwa mit Sat.1-Comedy nur wenige Bezahlangebote; die Online-Videothek Maxdome, an der die TV-AG beteiligt, wird bereits sukzessive ausgebaut. Kerngeschäft bleibe aber das werbefinanzierte Fernsehen, so Ebeling.
Der Werbemarkt erhole sich nach den herben Einbrüchen in der Wirtschaftskrise in diesem Jahr weiter, versichert der CEO den Aktionären. Auch für das zweite Quartal erwarte er Werbebuchungen über dem Wert des Vorjahreszeitraums. "Der Werbemarkt entwickelt sich recht positiv und diese Entwicklung spüren wir auch im Geschäft", sagt Thomas Ebeling. Der von den Finanzinvestoren KKR und Permira kontrollierte TV-Konzern ist 2009 dank der wieder besseren Werbegeschäfte und diverser Sparmaßnahmen in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Eine konkrete Prognose für das laufende Jahr macht Ebeling aber nicht.
Des Weiteren hat der ProSiebenSat.1-Chef den Verkauf von N24 verteidigt. Die Entscheidung, den Nachrichtensender an eine Gruppe um das Management und Ex-"Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust zu verkaufen, ändere nichts an der Qualität des Informationsangebots der Sendergruppe, so Ebeling auf der Hauptversammlung. Der Verkauf sei die beste Lösung. "Unser Geschäft verliert in Deutschland jedes Jahr circa 50 Millionen Euro mit dem Nachrichtengeschäft", sagte Ebeling. Dieser Betrag werde sich nun ab 2011 halbieren.
ProSiebenSat.1 hat seit Herbst 2009 mehrere Modelle für die Zukunft von N24 geprüft und sich dann für den Verkauf an die bisherige Geschäftsführung entschieden. Die neue Firma, die von ProSiebenSat.1 auch die Produktionsfirma Maz&More übernimmt, wird die Sendergruppe zunächst bis 2016 weiter mit Nachrichten versorgen und Sendungen produzieren. Dafür steht der Firma um Aust, N24-Geschäftsführer Torsten Rossmann und Fernsehproduzent Thorsten Pollfuß allerdings weniger Geld und weniger Personal zur Verfügung als bisher.