Liebe Kreativen, versteht mich nicht falsch, das ist kein Freibrief, um jegliche Political Correctness über Bord zu schmeißen, aber so weit herholen müssen wir die Grenzen nun auch wieder nicht.

Und noch was: Ich esse Schokolade, auch wenn sie braun ist. Oder sollte ich mir als moralisch korrekter Demokrat jetzt darüber auch Gedanken machen?

Markus Weber: "Die Reaktionen waren absolut vorhersehbar"

Wir diskutieren hier nicht über irgendwelche bösen Marktforscher, die mit ihren Tests aus genialen Ideen einen gähnend langweiligen, werblichen Einheitsbrei entstehen lassen. Hier geht es nicht um Marktforschung - hier geht es um Fingerspitzengefühl und gesunden Menschenverstand. Um ein Mindestmaß an Fingerspitzengefühl! Für jedes Kundenbriefing gibt es mindestens 100 potenzielle Ideen: Niemand zwingt einen dazu, sich am Ende ausgerechnet für die eine zu entscheiden, mit der man sich - absolut vorhersehbar - voll in die Nesseln setzt.

Ich sehe die Markenhersteller nicht in der Rolle eines seltsamen Witzbolds, der seinen schlechten Humor am Millionenpublikum austestet. Natürlich geht es hier nur um Schokoladenwerbung. Aber eine offenkundige Obama-Verarsche - verbunden mit dem Slogan "Deutschland wählt weiss" - kann doch nur nach hinten losgehen. Das Wichtigste für jeden Kommunikationsprofi ist es, sich in andere Köpfe hineinversetzen zu können. Diese Fähigkeit scheint immer häufiger verloren zu gehen. Einem nicht unerheblichen Teil der Zielgruppe vergeht in Fällen wie der Mollath-Anzeige von Sixt oder Ferreros "Yes, weiss can" schlicht und einfach der Appetit.

Natürlich geht es hier am Ende nur um Schokolade. Dennoch transportiert der Spot, in dem es - so die Idee - vordergründig ja um einen politischen Wahlkampf geht, dem Zuschauer so in etwa die Botschaft: Lieber weiß als ein schwarzer Präsident - deshalb: Ferrero.

Hey, was soll das?

Man soll Political Correctness nicht überbewerten. Und Tabubrüche sind in der Werbung durchaus erlaubt. Aber solch seltsame - wenn auch unbeabsichtigte - rassistischen Anspielungen, werden immer Protest auslösen. Zumal in einer globalisierten Welt. Und das zurecht. Deshalb: Immer über den eigenen Tellerrand hinausdenken.