Privatsender finden ARD-Jugend-TV "unsäglich"
VPRT-Präses Jürgen Doetz tobt. Auslöser: Ein ARD-Jugendprogramm, das sich der rheinland-pfälzische Staatskanzleichef Martin Stadelmaier (SPD) wünscht.
Die Privatsender im Verband VPRT kritisieren mögliche Pläne für ein öffentlich-rechtliches Jugendprogramm heftig. Der Vorstoß des rheinland-pfälzischen Staatskanzleichefs Martin Stadelmaier (SPD) für ein neues ARD-Spartenprogramm sei ein "bemerkenswerter Vorgang", nachdem der Senderverbund entsprechende Vorhaben bereits begraben habe, sagt VPRT-Präsident Jürgen Doetz der Nachrichtenagentur " dpa" in Berlin. Rheinland-Pfalz hat den Vorsitz in der Rundfunkkommission der Länder inne und koordiniert die Rundfunkpolitik.
Es sei nicht Aufgabe Stadelmaiers, den Anstalten neue Programme vorzuschlagen. Zudem sei es "unsäglich", dass der Medienpolitiker seinen Vorstoß mit Programmdefiziten der Privatsender begründe, moniert Doetz. "Ich würde gerne mit Herr Stadelmaier darüber diskutieren, welche inhaltlichen Probleme er mit den Privaten hat." ARD und ZDF hätten ihre Internet-Offensive ja gerade damit begründet, dass sie über das Netz ein jüngeres Publikum erreichen könnten. Nun schlage Stadelmaier zu den bereits bestehenden digitalen Spartenkanälen "mit 0,0 Prozent Reichweite" noch einen neuen vor. Damit würden auch die Pläne von Stadelmaiers sächsischem Kollegen Johannes Beermann konterkariert, der gerade die Öffentlich-Rechtlichen nach Sparmöglichkeiten durchforstet, so Doetz. Stadelmaier hat zuvor vorgeschlagen, mit dem neuen Jugendsender sollte die ARD die Digitalkanäle Einsfestival und Einsextra aufgeben.
Die Idee für einen eigenen Jugendkanal der ARD ist nicht neu. Vor Jahren hat sich auch schon MDR-Intendant Udo Reiter für solch ein Projekt stark gemacht; das Vorhaben ist dann aber aus politischen und finanziellen Gründen verworfen worden. Zwischenzeitlich haben die Öffentlich-Rechtlichen geplant, den gemeinsamen Kinderkanal in die Abendschiene auszubauen und so mehr Teens anzusprechen – auch das hat den VPRT auf den Plan gebracht.
Aktuell hat sich nun SWR-Intendant Peter Boudgoust in den "Stuttgarter Nachrichten" für einen gemeinsamen Jugendkanal von ARD und ZDF ausgesprochen. "Wir können es uns auf Dauer nicht leisten, dass wir bestimmte Zielgruppen zunehmend weniger erreichen, wie es bei den 14- bis 29-Jährigen derzeit der Fall ist", sagt er zur Begründung. Ab Herbst soll der vom SWR betreute Digitalkanal EinsPlus eine Art Testballon für einen öffentlich-rechtlichen Jugendkanal werden - mit neuen jugendaffinen Formaten.