
Primacom steht vor der Insolvenz
Der Netzbetreiber erklärt sich für pleite: Knapp 30 Millionen Euro wollen Gläubiger jetzt haben. Kann sich Primacom mit den Kreditgebern nicht schnell einigen, muss Insolvenz angemeldet werden.
Vor dem Ende: Primacom hat um kurz nach zehn Uhr am Dienstagmorgen mitgeteilt, seine Kreditgeber hätten Kreditforderungen in Höhe von rund 29,2 Millionen Euro fällig gestellt. Außerdem habe man das Verfahren zur Verwertung der Sicherheiten eingeleitet. Die Primacom AG sei damit zahlungsunfähig, die Gesellschaft muss daher in den nächsten Tagen Insolvenz anmelden. Die operativen Gesellschaften der Primacom Gruppe seien aber nicht betroffen, so dass deren Geschäft weiter laufen kann.
Ein kleiner Hoffnungsstrahl schimmert noch: Sollte man sich innerhalb von wenigen Tagen mit den Kreditgebern einigen, so dass dieser alle Vorgänge rückgängig macht, dann könnte die Insolvenz abgewendet werden. Primacom hat in der Nacht zuvor berichtet, der Großaktionär habe bei den Verhandlungen mit den Kreditgebern eine wichtige Frist verstreichen lassen. Das könnte ein Kündigen der Kredite und schlussendlich die Insolvenz zur Folge haben. Zu den wichtigsten Gläubigern gehören neben der ING auch Hedge-Fonds wie Alcentra oder Tennenbaum. Primacom gehört mehrheitlich zu Escaline-Orion, die mehr als 90 Prozent der Aktien hält. Die größte Kabelnetzgruppe Deutschlands drohte 2009 pleite zu gehen. Doch in letzter Minute einigte man sich mit über 100 Banken und Hedgefonds auf die Rettung der Tochter Telecolumbus. Für Primacom legten Gesellschafter und Kreditgeber einen Restrukturierungsplan fest, wonach bestimmte Meilensteine erreicht werden müssen. Zu den Plänen gehört angeblich auch, dass dem Unternehmen frisches Geld zugeführt wird.
Laut der "Financial Times Deutschland" hat das Unternehmen in den kommenden Monaten einen Finanzbedarf von etwa 40 Millionen Euro, wobei Primacom Ende Juni bereits zwei Millionen Euro aufbringen müsste. Am 21. Juli seien weitere zwölf Millionen Euro fällig. Aktuell hat Primacom Schulden in Höhe von 340 Millionen Euro.
Primacom sucht fürs Erste sein Heil in neuen Managern. Am Freitag ist Finanzvorstand Michael Buhl zurückgetreten. Die Stelle wird nicht neu besetzt, stattdessen schafft man einen völlig neuen Posten. Sebastian Freitag wird sich als Restrukturierungsexperte im Vorstand um die Rettung des Unternehmens kümmern.