Presserat rügt Springer-Medien und "Thüringer Allgemeine"
Der Deutschen Presserat hat sechs Rügen ausgesprochen. Und bemängelt "erstklassige Schleichwerbung" in Springer-Medien.
Die beiden Beschwerdeausschüsse des Deutschen Presserats haben sechs Rügen ausgesprochen. Unter den gerügten Medien befinden sich Springers "Welt am Sonntag", "Welt online" und "Bild online" sowie die WAZ-Zeitung "Thüringer Allgemeine", die derzeit wegen des Absetzung ihres Chefredakteurs Sergej Lochthofen im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Die Ausschüsse hatten vor ihrer vierten Sitzung am 1. und 2. Dezember 102 Beschwerden behandelt.
Die "Welt am Sonntag" erhielt eine Rüge wegen "erstklassiger" Schleichwerbung. Das Blatt hatte in einer Reportage über einen Erste-Klasse-Flug die Fluglinie 14 mal im Text genannt und detaillierte Angaben zu Buchungsmöglichkeiten und Preisen gemacht. Aus demselben Grund rügte der Presserat einen "Welt Online"-Beitrag, in dem ein Bar-Chef das Getränk Aperol-Sprizz angepriesen hatte. "Bild Online" erhielt eine nicht-öffentliche Rüge für einen Bericht über ein Familiendrama, in dem das Medium Fotos einer ums Leben gekommenen Mutter veröffentlicht und damit das Persönlichkeitsrecht der Frau verletzt hatte.
Die "Thüringer Allgemeine" hatte die Amtsbilanz eines scheidenden Bundestagsabgeordneten und Bürgermeisters kritisch beleuchtet, den Leser jedoch nicht darüber informiert, dass der Autor des Artikels Pressesprecher des Politikers war. Der Presserat rügte hier fehlende Transparenz.
Eine nicht-öffentliche Rüge erhielt auch der "Sarstedter Anzeiger" wegen eines Beitrags über die katastrophalen hygienischen Verhältnisse in einem Wohnhaus. Hier hatte das Blatt so viele Details veröffentlicht, dass die betroffene Familie für die breite Öffentlichkeit erkennbar wurde. Wegen Diskriminierung einer Minderheit rügte der Presserat die "Offenbach-Post". Die Zeitung hatte in einem Beitrag über eine mutmaßliche Betrügerbande ohne weiteren Sachbezug kenntlich gemacht, dass diese zur Gruppe der Sinti und Roma gehört.