
Augmented-Reality-App:
Pokémon Go: Die Gründe für den Hype
Wieso macht die App Pokémon Go gerade die Welt verrückt? Ein Erklärungsversuch.

Foto: Nintendo /Screenshot via Youtube
Warum jagen Millionen Menschen auf der Straße virtuelle Monster? Innerhalb weniger Tage versetzten die Pokémon die Welt in Aufruhr. Mit "Pokémon Go" hat sich der zuletzt schwächelnde Spiele-Anbieter Nintendo auf den Smartphone-Markt gewagt und einen furiosen Erfolg verbucht. Auch Deutschland wird inzwischen vom Pokemon-Hype überrollt. Wie konnte es dazu kommen?
"Die Gründe sind vielfältig», sagt Medienpädagoge André Weßel vom "Institut Spielraum" der Technischen Hochschule Köln. Da ist zum einen die Verquickung eines alten Spielkonzepts mit der Augmented Reality. "Es liegt voll im Trend, die wirkliche Welt mit digital generierten Zusatzobjekten zu bereichern und die Grenzen zischen der realen, physisch erfahrbaren Welt und der virtuellen Welt zu verwischen." Zum anderen werde der Entdeckungsdrang bedient. "Man hat die eigene Stadt oder das Umfeld als Spielwelt und bekommt einen ganz neuen Blick darauf." Und: "Es widerspricht dem Bild der zockenden Couchpotato".
Es ist schon erstaunlich: Verließ ein typischer Nerd eher tagelang nicht das Haus, um in abgedunkelten Räumen Computerspiele zu zocken, gehen die "Pokémon-Go"-Nutzer auf der Straße, in öffentlichen Gebäuden, in Wäldern oder an Flüssen auf Monsterjagd. "Gerade dieses Rausgehen ist was Neues", sagt der Direktor des Berliner Computerspielemuseums, Andreas Lange. "Das hängt natürlich mit der Verbreitung von Smartphones zusammen, die inzwischen jeder in der Tasche stecken hat." Hinzu komme der Aspekt des Jagens und Sammelns.
Was hat es mit den Pokémon nochmal auf sich? Die kleinen Monster, die 1996 erstmals in einem Spiel in Japan auftauchten, sind darauf versessen, gegeneinander zu kämpfen. Und sie haben treue Fans: Neben den Videospielen blüht das Geschäft mit Fanartikeln, von Sammelkarten über Plüschfiguren bis zu Brotdosen.
Der Hype ist enorm, es wurde aber auch Kritik laut. Datenschützer warnen, dass Bewegungsprofile aufgezeichnet werden könnten. Es gab
Berichte über Pokémon-Spieler an sensiblen Orten wie der KZ-Gedenkstätte Auschwitz. Erste Verkehrsunfälle wurde gemeldet und auch der ADAC warnt vor abgelenkten und achtlosen Menschen, die auf Monster-Suche sind.
Aaron Schellhaas und Sarah Weichenhein sind vor dem Berliner Dom auf Jagd. Für die Mittzwanziger werden alte Erinnerungen wach. "Ich habe das schon als Kind gespielt und freue mich total, dass es wieder da und so real ist», sagt Weichenhein. Die beiden haben schon mehr als zehn Kilometer zurückgelegt und sind dabei auch auf andere Jäger gestoßen. "Ich finde es cool, dass man tatsächlich rumlaufen muss», sagt Schellhaas. Am Anfang hätten sie sich noch komisch gefühlt, aber dann seien sie auf immer mehr Gleichgesinnte gestoßen.
Auch Spieler Bruno Heine, der in der Nähe des Brandeburger Tors unterwegs ist, sagt: "Es ist etwas völlig Neues, aber ich finde das ziemlich gut. Man ist an der frischen Luft und tritt mit anderen Leuten in Kontakt." (Jenny Tobien/dpa)