Shopdesign:
Peter Bur Andersen: Wie gutes Shopdesign den Verkauf fördert
Als Quereinsteiger gestaltet Peter Bur Andersen die Shops vieler internationaler Marken. Im Interview mit W&V Online verrät der Däne, was gutes Shopdesign ausmacht und wo die schönsten Läden der Welt stehen.
Peter Bur Andersen begann seine Karriere in der Personalabteilung von Bang & Olufsen und arbeitete danach in Sales- und Vertriebspositionen für diverse Unternehmen, unter anderem in Prag, Madrid und Hamburg. Zuletzt war er Head of Retail beim dänischen Sportbekleidungshersteller Hummel. Einen formalen Design-Hintergrund hat er nicht, sein professionelles Leben sei aber immer in "Customer Experiences" verwurzelt gewesen. Der Name seiner Agentur steht für Bur Retail Intelligence, kurz Briq. Gegründet hat er sie 2008 in Kopenhagen.
Herr Andersen, Ihre Agentur entwickelt Raumkonzepte für Kunden aus allen möglichen Branchen, überwiegend internationale Handelsmarken. Aber: Im digitalen Zeitalter kann man doch fast alles im Internet bestellen. Sind Ladengeschäfte also bald überflüssig?
Das glaube ich nicht. Geschäfte fördern Gemeinschaft, indem sie zum gesellschaftlichen Leben beitragen und es so besser machen. Der Handel spielt dabei eine Schlüsselrolle.
Bestimmt die Raumgestaltung das Shoppingerlebnis?
Sie hat einen großen Einfluss, auch auf den Verkauf. Je besser das Design, desto mehr Zeit verbringt der Kunde im Laden, er hat mehr Spaß und – das ist viel wichtiger – gibt mehr aus. Vor einem Jahr haben wir den Museumsshop des dänischen Königspalastes neu gestaltet. In den ersten acht Monaten nach Eröffnung stieg der Umsatz um 56 Prozent.
Was macht gutes Shopdesign aus?
Ein Laden muss das gewisse Etwas besitzen, um sich abzuheben, etwa ein feiner kuratiertes Sortiment, eine unvergessliche Inneneinrichtung oder nützliche Workshops. Möglichkeiten zum Networking zahlen ebenso auf den Shop ein.
Welche Ziele verfolgen Marken mit dem Re-Design ihrer Geschäfte?
Das unterscheidet sich von Marke zu Marke. Manche wollen ihr Konzept einfach weiterentwickeln, andere mit einem zeitgemäßen Ansatz eine jüngere Zielgruppe ansprechen. Grundsätzlich gilt: Wer ein neues Produkt einführt, muss häufig auch das Design seiner Läden anpacken, um eine optimale Präsentation zu gewährleisten.
Womit beginnen Sie, wenn Sie ein Briefing bekommen?
Zunächst bringen wir die Vorstellungen der Kunden mit unseren auf einen Nenner. Wir nehmen uns dafür einen halben Tag Zeit, laufen durch die Einkaufsstraßen, evaluieren verschiedene Shopkonzepte, lassen uns auch von anderen Branchen inspirieren. So lernen wir einander ganz nebenbei kennen. Erst danach schauen wir uns Marktzahlen, die Zielgruppe und Wettbewerber an. Bevor dann der eigentliche Designprozess beginnt, gestalten wir ein Moodboard mit Vorschlägen für Farben, Licht und Materialien.
Welche allgemeinen Entwicklungen kann man im Bereich Shopdesign beobachten?
In Zusammenarbeit mit der Bocconi Universität in Mailand haben wir fünf Handelstrends identifiziert:
- Die Flächen werden größer, insbesondere im Heimatmarkt legen Läden zu
- Kosmopolitischer Handel dominiert, d.h. Auftreten, Service, Preis und Kommunikation sind identisch
- Lokaler Handel boomt, die Wertschöpfungskette soll zunehmend aus lokalen oder regionalen Bausteinen bestehen
- Post-industrieller und damit post-kommerzieller Handel kommt, mit der Sharing Economy als seinem Treiber
- Hybride Handelsformate entstehen, E-Tail wird in den Mix integriert
Diese Treiber haben ihren Ursprung in gesellschaftlichen Bedürfnissen oder neuen Technologien. Händler müssen darauf reagieren, wenn sie einer neuen Generation von disruptiven Spielern nicht weichen wollen.
In welcher Stadt stehen die besten Läden der Welt?
Tokio hat die intelligentesten Läden, Paris die schönsten. Mich persönlich fasziniert am meisten die Art von Shops in New York und London.
Sie haben einen Wunsch frei: Für welchen Kunden würden Sie gerne mal ein Konzept entwickeln?
Als ich Briq 2008 gegründet habe, wären mir problemlos zwei, drei Marken eingefallen, für die ich getötet hätte. Acht Jahre später haben wir diese Konzepte alle entworfen. Mich motiviert es heute, besser zu sein als bei meinem letzten Auftrag. Das ist meine Herausforderung.
Beispiele für gelungenes Shopdesign und mehr rund um das Thema PoS-Marketing lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der W&V. Der erste Teil der neuen Serie beschäftigt sich mit dem Thema Shopdesign. Probeabo?