Breitner: Aber ich kann mich wirklich mit dieser Kampagne identifizieren, bin eigentlich für diese Werbung geboren. Ich reise mit meiner Familie seit 1973 nach Amerika und bin ein McDonald's-Fan der ersten Stunde.

W&V: Gut, man kauft Ihnen die Begeisterung ja ab. Eines fällt aber auf: Wieder geht es um Sterne. Wie andere Firmen, zum Beispiel Mercedes oder VW, setzt McDonalds WM-Gewinner aus den Jahren 1954, 1974 und 1990 zur WM-Werbung ein. Wie Mercedes will McDonalds einen „vierten Stern für Deutschland“ holen. Gut für Sie - aber ist so viel Ähnlichkeit nicht langweilig?

Breitner: Nein, das bietet sich ja an. Es kann zu keiner WM eine Kampagne rund um das Thema Fußball tausendfach neu erfunden werden, das war bei der WM 2006 auch schon so. Irgendwie dreht sich alles irgendwo um das gleiche. Bei der VW-Kampagne für die Team-Modelle allerdings finde ich die Idee besonders, mich und Fritz Walter mit Fotos aus unserer aktiven Spielerzeit als Spot-Figuren zu reaktivieren. Dass das geht, hätte ich nicht geglaubt.

W&V: Wie sähe denn richtig gute Fußballwerbung zur WM für Sie aus?

Breitner: Das kann ich Ihnen nicht beantworten. Ich maße mir nicht an zu beurteilen, wie Fußball in der Werbung umzusetzen ist, um am Ende bei Kunden auf Reaktion zu stoßen. 1982 habe ich mir vor der WM für Pitralon den Bart abrasieren lassen. Ich weiß nicht, ob diese Aktion gut oder schlecht war, aber im Ergebnis rückte Pitralon im Aftershave-Ranking vom neunten auf den dritten Platz vor. Da frage ich doch nicht nach, ob die Werbung gut war.

W&V: Sie gelten nach wie vor als experimentierfreudiges Testimonial. Was ist ihr Qualitätsanspruch?

Breitner: Wenn ich Werbung sehe, kann ich sagen, was mir gefällt oder was ich unsinnig finde. Ich würde bei keiner schwachsinnigen Werbung mitmachen, so weit geht das Verständnis schon. Wie etwas zu machen ist, haben aber Kunde und Agenturen zu entscheiden. Ich mische mich nur solange ein, dass ich sage, ich kann mich mit einem bestimmten Text oder Outfit anfreunden. Aber nicht mehr.