Schwache Werbemärkte und hohe Firmenwertabschreibungen hatten das Konzernergebnis in den ersten neun Monaten auf ein Minus von 246 Millionen Euro gedrückt. Der Konzernumsatz war in dem Zeitraum um 6,6 Prozent auf 10,8 Milliarden Euro zurückgegangen. Ostrowski rechnet damit, dass die Erlöse sich bis zum Jahresende "statistisch so weiterentwickeln". Auch weiterhin werde Bertelsmann eine Umsatzrendite von zehn Prozent anstreben. Im dritten Quartal lag sie bei 7,9 Prozent. Ob es zu einem weiteren Stellenabbau kommen wird, konnte Ostrowski nicht sagen.

Dass Ostrowski Prognosen über die weitere Ertragsentwicklung vermeidet, ist verständlich. Denn der Werbemarkt dürfte es weiterhin schwer haben, sich zu berappeln. "Ich glaube nicht, dass es kurzfristig zu einer vollständigen Erholung des Werbemarktes kommen wird", sagte der Vorstandschef. Bei Bertelsmann leiden besonders der Fernsehgruppe RTL-Group sowie Gruner + Jahr unter der Werbekrise. Die Medienbranche hätte Werberückgänge von bis zu einem Drittel zu verkraften. Angesichts der schwachen Werbemärkte sei es um so wichtiger, sich als Unternehmen davon unabhängiger zu machen und strikte Kostendisziplin zu wahren. "Hieran wird kein Weg vorbeiführen."

Fragen, wie der weitere Umbau beim Zeitschrifttenhaus Gruner + Jahr erfolgen soll, beantwortete er hingegen ausweichend. „Zeitschriften bleiben Kerngeschäft bei G+J", betonte Ostrowski lediglich. Der Vorstand von Gruner + Jahr wisse, was zu tun sei. Befremdlich wirkten hingegen die Äußerungen von Ostrowski zur Wirtschaftspresse. So weise beispielsweise die "Financial Times Deutschland" leider "wenig Anzeigen" auf. Dennoch glaubt Ostrowski, "es kann noch was werden". Denn der Vorstand von Gruner + Jahr sei kompetent, die "Lage zu beurteilen und zu wissen, was zu tun ist". Was hinter den Äußerungen steckt, lässt viel Interpretationsspielraum. So erweckt Ostrowski den Eindruck, dass Gruner + Jahr derzeit die Zukunftsaussichten des Wirtschaftstitels möglicherweise völlig neu bewertet. Denn der Bertelsmann-Chef bemerkte zusätzlich, dass der Umbau der Wirtschaftspresse zu einem Zeitpunkt beschlossen wurde, als das Ausmaß der Wirtschaftskrise noch nicht erkennbar war.

Gruner + Jahr hatte die "Financial Times Deutschland", "Capital", "Impulse" sowie "Börse Online" unter das Dach einer Gemeinschaftsredaktion zusammengeführt, um die Titel wieder in die Gewinnzone zu steuern. Wann die Wirtschaftspresse wieder profitabel arbeitet, steht noch in den Sternen. Ebenso unklar ist, wie lange Ostrowski die Durststrecke mitmachen will.