
Kommentar:
Olympia als Nischenprodukt: Sportsponsoring vor dem Aus?
Bis 2024 werden Live-Übertragungen von Olympischen Spielen nur noch auf Eurosport zu sehen sein. Für das Sportsponsoring in den sogenannten Randsportarten bedeutet diese Entscheidung praktisch das Aus. Ein Kommentar von Markus Weber.

Foto: W&V
Bis 2024 werden Live-Übertragungen von Olympischen Spielen hierzulande nur noch auf Eurosport zu sehen sein. Für das Sportsponsoring in den sogenannten Randsportarten bedeutet diese Entscheidung praktisch das Aus.
Zwar ist die Entscheidung von ARD und ZDF in gewisser Weise nachzuvollziehen, dass man keine 150 Millionen Euro für Sublizenzen auf den Tisch legen wollte. Doch gleichzeitig muss man sich über die Konsequenzen im Klaren sein.
"Für alle Randsportarten ist die Entscheidung gelinde gesagt eine Katastrophe", sagt Raphael Brinkert, der Chef von Jung von Matt/Sports in Hamburg. Und er hat Recht. Mit dem gigantischen Reichweitenverlust bei den Live-Übertragungen wird es künftig unmöglich sein, Stars wie Robert Harting (im Diskuswerfen) oder Matthias Steiner (im Gewichtheben) aufzubauen.
Sportarten wie Bogenschießen und Kanurennen finden in der öffentlichen Wahrnehmung ohnehin nur alle vier Jahre statt. Von den zuletzt mehr als 300 Stunden Olympia-Live-Berichterstattung in den Hauptprogrammen der Öffentlich-Rechtlichen zehrten sämtliche Disziplinen auch hinterher noch jahrelang. Es wird sehr schwierig werden, Sponsoren dieser Sportarten künftig noch bei Laune zu halten. Und das nicht nur wegen des Reichweitenverlusts.
Live-Streamings im Netz werden sich in erster Linie die Menschen anschauen, die selbst in den betreffenden Sportarten zuhause sind. Tageszusammenfassungen in den Vollprogrammen werden den Zuschauern nicht denselben emotionalen Mehrwert bieten wie Live-Entscheidungen.
Der Chef von Jung von Matt/Sports spricht angesichts des gescheiterten Deals von einem "Sargnagel im Kampf um Aufmerksamkeit und Sponsoren".
Und das in Zeiten, in denen die Olympische Bewegung ohnehin tief in der Krise steckt. Und viele gewonnene Medaillen Jahre später wegen Dopings wieder aberkannt werden. Und sich außerdem hierzulande keine Stadt mehr findet, die die Spiele selbst ausrichten mag. Der 28. November ist wahrlich ein Schwarzer Tag für das Sportsponsoring hierzulande.
Das Schlimmste aber ist: Es wird die Deutschen völlig kalt lassen.
Wir haben doch schließlich den Fußball.