
Olympia 2018: Deutsche drücken München die Daumen
Die Mehrheit der Bundesbürger würde sich freuen, wenn die Olympischen Spiele 2018 nach Bayern kommen. Nur bei den Finanzen hört die Solidarität auf. Das zeigt eine Umfrage der Universität Jena.
In Garmisch-Partenkirchen gehen Landwirte auf die Barrikaden, wenn es um die Olympischen Spiele 2018 geht. Auch viele Naturschützer sind nicht einverstanden mit der Bewerbung. Doch der Rest von Deutschland drückt München offenbar die Daumen. Dies zeigt zumindest eine Umfrage der Universität Jena.
Die Sportökonomen haben die aktuelle Berichterstattung zum Anlass genommen, sich einmal genauer umzuhören. Denn in den Medien werde das Bild vermittelt, dass viele Deutsche der Olympia-Bewerbung kritisch gegenüber stehen. „Tatsächlich jedoch ist die Stimmung in der gesamtdeutschen Bevölkerung positiv und der größte Teil der Deutschen würde sich explizit über Olympische Spiele 2018 in München freuen“, sagt Frank Daumann von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Professor für Sportökonomie und sein Team haben in einer repräsentativen Umfrage über 800 Deutsche im Alter zwischen 16 und 75 Jahren zu ihrer Einstellung zur Olympia-Bewerbung befragt und ihre Ergebnisse jetzt veröffentlicht.
Demnach hätten lediglich neun Prozent der Deutschen Vorbehalte gegenüber einer deutschen Olympiabewerbung. „Dabei hat der Prestigewert der Olympischen Spiele den Charakter eines öffentlichen Gutes“, sagt Studienleiter Daumann. Beim Geld hört allerdings die Solidarität auf: Nur fünf Prozent der Deutschen sind bereit, die Finanzierung der Olympischen Spiele in Deutschland über eine einmalige Sonderabgabe zu unterstützen. „Die dabei theoretisch einzunehmenden 66 Millionen Euro wären in Anbetracht der geschätzten Gesamtkosten von ca. drei Milliarden nur ein Bruchteil vom notwendigen Budget“, so Daumann. Ohnehin sei sich ein Großteil der Deutschen nicht bewusst, wie hoch die Kosten für die Austragung der Olympischen Spiele sein können. „Die Mehrheit der Deutschen unterschätzt den finanziellen Rahmen oder hat gar keine Vorstellung davon“, erläutert Benedikt Römmelt, wissenschaftlicher Mitarbeiter in Daumanns Team.
Generell können Mega-Sportevents das Interesse am Gastgeberland und dessen Kultur fördern. „Dies gilt insbesondere für Schwellenländer wie Südafrika oder Brasilien, die von einem Imagegewinn durch sportliche Großveranstaltungen profitieren können“, sagt Benedikt Römmelt. Bestes Beispiel, so der Sportökonom, sei die Fußball-WM in Südafrika im vergangenen Jahr. Fast zwei Drittel der Deutschen sind sich sicher, dass die Austragung eines sportlichen Großereignisses dem Gastgeberland zu einem größeren internationalen Ansehen verhelfe. Bei etwa einem Drittel der Deutschen treten nachhaltige Imagewirkungen für das jeweilige Gastgeberland ein. Sie gaben an, sich langfristig an die Austragungsorte von großen Sportevents erinnern zu können.
Der „Kurzreport Olympische Winterspiele 2018“ der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist im Internet abrufbar unter: www.uni-jena.de/unijenamedia/PM_Sportoekonomie.