Offene Kritik an Bushido-Bambi
Zum 63. Mal wurde gestern Abend der Medienpreis Bambi vergeben. Wirbel gab es um die Auszeichnung für den Rapper Bushido.
In einer feierlichen Gala wurde gestern Abend in Wiesbaden der Medienpreis des Burda-Verlags, der Bambi, verliehen. Schon im Vorfeld aber hatte eine Entscheidung der Jury für Kritik gesorgt: Rapper Bushido sollte den "Integrations-Bambi" bekommen - den er dann auch annahm.
Die meisten der 18 Bambis hatten am Abend bereits die Besitzer gewechselt, da setzte die Pop-Gruppe Rosenstolz zu einer ungewöhnlichen Kritik - live während der Veranstaltung - an: "Es ist sehr wichtig, dass wir uns Chancen geben", sagte der homosexuelle Rosenstolz-Songschreiber Peter Plate vor den rund 800 Gästen. "Aber jemanden, der frauenfeindliche, menschenverachtende Texte gesungen hat, so einen Musiker auszuzeichnen, finde ich nicht korrekt."
Ein Teil des Publikums im Saal applaudierte, bevor der Skandal-Rapper, der auch für schwulenfeindlichen Lieder bekannt ist, schließlich ans Mikrofon trat: "Ich werde heute sicherlich nicht mehr das sagen, was ich vor zehn Jahren gesagt habe", sagte der 33-Jährige in einer längeren, verworrenen Rede. "Und ich habe gelernt, dass das, was ich gesagt habe, falsch war." Er rief seine Kritiker dazu auf, sachlich mit ihm umzugehen. "Lasst uns nach vorne blicken." Er sei zum Dialog bereit.
Auch Bushidos Laudator, der Sänger Peter Maffay, betonte: "Ein Preis kann Versöhnung und Neubeginn sein." Bushidos Bambi als "Vorbild für Integration" sei deshalb ein "besonders wertvoller Bambi". Bereits vor der Gala hatte es bei Twitter und Facebook Protestaufrufe gegeben, ferner bezeichneten das Frauenhilfswerk Terre des Femmes und die Grünen die Entscheidung für Bushido als "fatal".
Und auch nach der Gala riss die Kritik nicht ab. "Wer Frauen- und Schwulenverachtung propagiert, hat keinen Preis für gelungene Integration verdient", sagte der Parlamentsgeschäftsführer der Grünen im Bundestag, Volker Beck, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitagsausgabe). Ihm sei kein Dokument bekannt, in dem sich der Rapper von seinen "menschenverachtenden Texten" distanziert habe. Vor der Gala hatte sich schon die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth kritisch zum Bushido-Bambi geäußert.