
Neustart 2020:
Next Gen: Warum der Spiegel nie wieder relaunchen will
Nach 25 Jahren Spiegel Online hat das Hamburger Medienhaus den Auftritt im Netz generalüberholt: Anfang 2020 wird die Website Spiegel.de heißen und sich mit mehr Hintergrund- und Analyse-Stücken positionieren.

Foto: Spiegel
Unter dem Namen "NextGen" will der Spiegel für seinen Digital-Auftritt im kommenden Jahr eine neue Ära einläuten. Das digitale Nachrichtenmagazin wird künftig aus einer gemeinsamen Redaktion erstellt und wird daher als gemeinsame Marke auftreten. Aus Spiegel Online wird ab 2020 Der Spiegel, die URL wird dann in Spiegel.de umbenannt.
Auch das Profil der Marke wird geschärft: Statt um die schnelle - oft austauschbare - News setzen die Hamburger künftig auf die Präsentation der Hintergründe, geschrieben aus der Feder der integrierten Redaktion. Von der Kompetenzoffensive verspricht man sich beim Verlag, das Bezahlmodell als wichtigstes Wachstumsfeld ausbauen zu können.
Der Leser darf ein Wörtchen mitreden
Modern ist auch, den Leser und seine Bedürfnisse in den Fokus zu stellen. In einem agilen Prozess wurden Design und Konzept zunächst in interdisziplinären Teams aus Redaktion, Vermarktung, Vertrieb, Produktmanagement, Design und anderen Abteilungen diskutiert. Danach wurde das Feedback der Leser über Nutzerstudien, Interviews, Persona-Workshops und einem Checkup-Tag mit einem Dutzend Leserinnen und Lesern mit einbezogen. Einblicke in diesen Prozess gewährt der Spiegel in seinem Developer-Blog.
Dieses Vorgehen ist nicht einmalig, sondern soll künftig Bestandteil einer kontinuierlichen Anpassung sein. Über die gemeinsame Arbeit am größten Redesign nach der Gründung 1994 haben die Mitarbeiter beim Spiegel eines erkannt: Nie wieder möchten sie einen grundlegenden Relaunch wie diesen umsetzen. Besser sei es über einen kontinuierlichen Prozess stetig daran zu arbeiten, die digitalen Angebote modern und frisch zu halten.
Mehr Tiefe erwünscht
Die Leser wünschen sich von ihrem Spiegel vor allem mehr Tiefe der Themen, Übersicht auf der Seite bei zugleich hoher Aktualität sowie Nutz- und Lebenswert mit Anspruch. Aber auch ihre Präferenzen in Sachen Farbgebung und Typographie sind mit eingeflossen. Einen finalen Entwurf hat die Designagentur Make Studio angefertigt. Doch anstatt ihn in einem Storybook Stein zu meißeln, wird seither an den einzelnen Elementen wie Schriftarten, Farben, Stile, Überschriften, Buttons, Texte und Links kontinuierlich weitergefeilt. Aktuell wird daran gearbeitet, das neue digitale Spiegel-Design mit der generellen Markenführung zusammenzufügen. Das umschließt auch Kanäle wie Facebook, Snapchat, Newsletter, Podcasts oder Motion Design für Video.
Bei den technischen Möglichkeiten setzt der Verlag auf Responsive Design bis zu progressiven App-Development-Frameworks. Mittelfristig sollen die digitalen Angebote von der Nachrichtenseite bis zur E-Paper-Kiosk-App mit der gedruckten Ausgabe - auch technisch - verschmelzen. Auch Manager Magazin, Bento und Harvard Business Manager sollen auf derselben Logik und Plattform aufsetzen.