Was aber ist nüchtern betrachtet passiert? Einer der größten Kommunikationskonzerne der Welt hat beschlossen, aus seiner Bildmarke ein Keyvisual in gleicher Form zu schaffen, das in Zukunft auch dominant in der Kommunikation eingesetzt werden soll. Die dreidimensional gestaltete Bildmarke wurde im gleichen Atemzug gemäß des allgemeinen Trends flach geklopft, der Schriftzug nutzt weiterhin Kleinbuchstaben, erscheint aber nun etwas schmaler und gewöhnlicher: Aus dem kleinen einstöckigen "a" in der Wortmarke wurde jetzt ein zweistöckiges. Das entspricht typografisch der gewohnten Buchdruckform, verliert aber dadurch auch seine Eigenständigkeit.

Es gibt noch einiges zu tun

Nach anfänglichem Zweifeln glaube ich, dass es ein kluger Schachzug sein kann, aus der Bildmarke ein prominentes Visual zu machen. Man macht sie einfach zum Hero, sodass die ganze Welt sie lernen wird. Das könnte funktionieren. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass man zumindest den alten Schriftzug beibehalten hätte.

Was bleibt also? Ein wenig Wehmut, weil der Lieblingsauftritt geht. Aber auch viel Neugier, wie die Anwendung der neuen Designsystematik funktionieren wird. Hier gibt es noch einiges zu tun, weil die Schrift auf den Bildern nicht immer gut lesbar ist. Und nicht zuletzt bin ich gespannt, wann nach der Epoche des "Flat Designs" ein allgemeiner Trend einsetzt, Bildmarken wieder dreidimensional zu gestalten. Lange kann es eigentlich nicht mehr dauern.


Autor: Norbert Möller

Unser Design-Kolumnist Norbert Möller ist seit 2003 Executive Creative Director der Peter Schmidt Group und leitet deren Corporate Design Team am Standort Hamburg. Er studierte Visuelle Kommunikation an der HfBK Braunschweig und arbeitet seit 1992 bei der Peter Schmidt Group, darunter von 1999 bis 2003 als Geschäftsführer.