
Fußball-Bundesliga:
Neue TV-Geld-Verteilung spaltet die DFL-Clubs
Fehlende Zuschauereinnahmen, weniger TV-Geld: Die Fußball-Clubs plagen Finanzprobleme. Umso wichtiger ist für sie die neue Verteilung der TV-Milliarden, die nach dem Wochenende veröffentlicht wird.

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Die Milliarden-Frage klingt so einfach und ist doch so schwer zu beantworten: Wer bekommt wie viel Geld? Am Montag werden die 36 Proficlubs erfahren, wie der Streit der zurückliegenden Wochen um rund fünf Milliarden Euro aus der TV-Vermarktung ausgegangen ist. Das Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) wird den Verteilungsschlüssel auf der Mitgliederversammlung präsentieren.
Die Auseinandersetzung ums Geld hat die Vereine in zwei ungefähr gleich große Lager gespalten und zu einer beispiellosen Machtdemonstration des FC Bayern geführt. Nach Meinung einiger kleinerer Clubs muss die Verteilung dringend geändert und gerechter werden. Vier Erst- und zehn Zweitligisten entwickelten dazu ein Konzept, das vor allem den Serienmeister aus München erzürnte. Denn der Branchenprimus sollte etwas abgeben von seinen Einnahmen.
Die Zahlen für die laufende Saison sehen laut "Kicker" so aus: Die Bayern kassieren mit 105,4 Millionen Euro aus der gesamten TV-Vermarktung am meisten, Arminia Bielefeld mit 34,31 Millionen von den Erstligisten am wenigsten. Der Erste kassiert also ungefähr dreimal so viel wie der Letzte. Schlusslicht bei den TV-Einnahmen ist Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig mit 9,42 Millionen.
Krasser ist der Unterschied, wenn nur die Verteilung der internationalen TV-Einnahmen betrachtet wird. Da erhalten die Münchner mehr als das Zehnfache: Bei den Bayern sind es 31,1 Millionen Euro, bei Bielefeld 2,38 Millionen. Die 18 Zweitligisten müssen sich 8,01 Millionen Euro teilen.
Das Verhältnis soll auch so bleiben, findet der Branchenführer, lud zum sogenannten G15-Gipfel und kanzelte damit die 14 Vereine ab, die in einem "Impulspapier" eine Neuverteilung der Medienerlöse gefordert hatten. Sie hatten beklagt: "Die wirtschaftliche Schere geht weiter auseinander." Und sie hatten gefolgert: "Die Bundesliga ist weniger spannend geworden - nicht nur an der Spitze."
Der Serienmeister führte die rebellischen G14-Mitglieder (und die ebenfalls nicht eingeladenen sieben Vereine) mit seinem G15-Gipfel vor und watschte sie anschließend verbal ab: Die 14 Clubs hatten sich aus Sicht von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge mit ihren Ideen der Umverteilung in der "Solidargemeinschaft separiert". Und er düpierte zugleich mit seiner eigenen Veranstaltung die DFL.
Unterstützt werden die rebellischen G14 unter anderem von der Fan-Vereinigung "Unsere Kurve", die ebenfalls eine Neuverteilung fordert. Sie appellierte, sich "nicht von Machtdemonstrationen leiten zu lassen, sondern mutig und mit klarem Blick die Zukunft des Profifußballs zu gestalten". Für sie ist die Entscheidung über die Verteilung "richtungsweisend". Diese sei "ein Gradmesser für die Reformbereitschaft des Profifußballs". Die Vereinigung klagte: "Die Solidarität im Profifußball hört auf, sobald es ums Geld geht." Und meinte damit etwas ganz anderes als Rummenigge mit seiner "Solidargemeinschaft".
Zuständig für den Verteilerschlüssel ist das neunköpfige DFL-Präsidium mit Geschäftsführer Christian Seifert an der Spitze. Es geht um insgesamt 4,4 Milliarden Euro für die Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25 aus der nationalen und einer noch unbekannten Summe aus den internationalen TV-Erlösen - diese brachen zuletzt von rund 250 auf 180 Millionen Euro pro Saison ein.
Wegen der sinkenden TV-Einnahmen, die zusammen mit den fehlenden Zuschauer-Einnahmen zu teils drastischen Finanzproblemen führen, ist der Verteilungskampf besonders hart. Rummenigge rechnete vor: "Wir werden national geschätzt wohl etwa 200 Millionen Euro weniger TV-Einnahmen und auch etwa knapp 100 Millionen Euro weniger internationale TV-Einnahmen haben."