
ADC:
Nachruf: Die Branche trauert um Uli Weber
Trauer um einen großen Werber: Nach schwerer Krankheit ist am 4. Januar Uli Weber gestorben. In einem sehr persönlichen Nachruf beschreibt ADC-Mitglied Jochen Rädeker Uli Weber als einen "der Leisen im lauten Geschäft der Werbung." Und gerade deshalb einen "der ganz Großen."
Trauer um einen großen Werber: Im Alter von 68 Jahren ist am 4. Januar Uli Weber gestorben. ADC-Mitglied Jochen Rädeker, Mitinhaber der Agentur Strichpunkt und bis 2012 Vorstandssprecher des Art Directors Club Deutschland, würdigt in einem sehr persönlichen Nachruf den langjährigen Chefkreativen der Stuttgarter Agentur Leonhardt & Kern.
Uli Weber ist tot.
Uli Weber war einer der Leisen im lauten Geschäft der Werbung. Und gerade deshalb einer der ganz Großen.
Seit Uli Weber 1982 in den ADC berufen wurde, hat er kaum einen Clubtermin ausgelassen und mit schwäbisch-dezentem Charme und seinem unerschöpflichen Erfahrungsschatz unzählige Juries, Diskussionen und gesellige Runden bereichert. Vor allem aber war er wie nur wenige andere das, was im Namen unseres Clubs steht: Ein Art Director.
Von 1973 bis 2008 hat er die Stuttgarter Agentur Leonhardt & Kern zu einer der ersten deutschen Adressen in der Werbung gemacht. Zusammen mit seiner Textpartnerin Brigitte Fussenegger (gest.1997) entwickelte Uli Weber Kampagnen für Marken wie Joop, Mustang, Jockey, Einhorn, Lancia oder Hapag Lloyd, die grafisch wie typografisch exzellent gemacht, aufs Feinste fotografiert oder illustriert und mit subtilem Humor die ADC-Wettbewerbe der Siebziger und Achtziger Jahre geprägt haben – und damit eine ganze Generation jüngerer Kreativer. Kein Wunder, dass die Unternehmensgründer Günter Leonhardt und Wilhelm Kern Uli Weber zu ihrem Nachfolger kürten.1992 wurde er Geschäftsführender Gesellschafter von L&K und entwickelte das legendäre „Markenalbum“ der Agentur zu DER relevanten Sammlung kreativer Kommunikation aus dem Süden Deutschlands.
Nach seinem Erfolgsrezept gefragt, antwortete Uli Weber so, wie wir ihn stets erlebt haben: „Ich war stark geprägt durch Ehrlichkeit und die Tatsache, dass man Arbeiten einfach anpackt. Wahrscheinlich war ich auch immer hellwach und vor allem neugierig. Es ist mir darüber hinaus auch immer wichtig gewesen, ein Leben außerhalb der Agentur zu führen.“
Und so war Uli Weber, als der vielzackige Stern von L&K im neuen Jahrtausend an Strahlkraft verlor, als man begann, mit Stuttgart auch andere Agenturnamen zu verbinden – was 30 Jahre lang schlicht undenkbar war –, nicht erbitterter oder verbitterter Konkurrent, sondern im Gegenteil ein immer offener, freundschaftlicher Förderer, Ratgeber – und nicht zuletzt Ausbilder.
Sein Wissen weiter zu geben, war ihm eine Herzensangelegenheit. Er hat 1968 bis 1972 in Stuttgart und Wuppertal studiert – Grafikdesign bei Kurt Weidemann und Werbung bei Albrecht Ade. In der kongenialen Verbindung von beidem war er nicht nur selbst höchst erfolgreich, sondern auch ganz persönlicher Impulsgeber und Motivator für unzählige Designstudenten, die er an der Kunstakademie Stuttgart über Jahrzehnte hinweg für Konzeption und Idee begeistert hat.
In seiner eigenen Vita legte Uli Weber Wert darauf, nicht auf hunderte Awards seiner Agentur zu verweisen, sondern nur auf die „persönlich erarbeiteten“. Wer seinen Weg verfolgt hat, weiß: Auch das waren hunderte. Das laut heraus zu posaunen, hätte nicht zu ihm gepasst.
Uli Weber ist am 4. Januar 2014 mit 68 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. Er hat in seinem Leben vieles gewonnen. Mit seinem Tod verlieren wir vieles, viele von uns verlieren einen guten Freund.
Wir alle im ADC behalten ihn als großes Vorbild in Erinnerung: Als Gestalter. Als Werber. Und für die ganz seltene Fähigkeit, bei allem Erfolg in unserer grobschlächtigen Branche ein ganz, ganz feiner Mensch zu bleiben.
Jochen Rädeker