Nach Shitstorm auf die ARD: Jetzt löst "Bild“ den "Tatort“ auf
Der SWR-"Tatort" vom Sonntag soll eigentlich online aufgelöst werden - nur: Die Server brechen zusammen. Hier kommt einmal mehr die "Bild"-Zeitung zum Zuge, die die Gelegenheit nutzt, der öffentlich-rechtlichen ARD erneut die Nase zu zeigen.
Springers "Bild" steht immer parat, wenn es darum geht, den Öffentlich-Rechtlichen die Nase zu zeigen. Dieses Mal hat das Boulevard-Blatt den "Tatort“ vom vergangenen Sonntag im Visier – den 8,37 Millionen Zuschauer vor dem TV-Gerät verfolgt haben, ohne den Mörder zu kennen. Der sollte online ermittelt werden – den Fall "Der Wald steht schwarz und schweiget" sollten die Fans nach Krimi-Ende im Internet auflösen. Aus Sicht des zuständigen SWR ein Erfolg, ein Experiment und ein Novum.
Doch die "Bild" sieht das anders, berichtet schon den zweiten Tag über das TV-Stück und stuft das als "Tatort+" angepriesene ARD-Krimistück mit Ulrike Folkerts am Dienstag als "Reinfall" ein. Denn – auch die ARD hat dies bereits am Montag eingeräumt – die Web-Ermittlungen kamen schnell zum Stillstand, die Server waren überlastet. "Abstürze, wirre Fehlermeldungen, ewiges Laden. Kaum einer kam durch, das versprochene Online-Spiel auf Tatort.de funktionierte nicht. Totales Chaos", folgert die Springer-Zeitung am Dienstag. Und zitiert aus dem "Shitstorm", der bei Facebook über das Erste hereingebrochen ist. Laut "Bild" war der eine Teil der Zuschauer sauer, "weil sie keine Lust oder Möglichkeit hatten, den Mörder im Internet zu suchen. Der andere, weil das mit dem Internet nicht funktionierte“.
Und dann offenbart die "Bild“ im großen Stil, was ratlose Webbesucher auf den Seiten der ARD vielleicht nicht geschafft haben – "für alle, denen dieser Chaos-'Tatort‘ auf die Nerven ging“, wie es im "Bild"-Chargon so schön heißt. Die Zeitung (nein, W&V Online nennt den Namen des Täters nicht) entlarvt den Mörder. Das scheint ARD-Fans aber nicht zu stören - über 80.000 Nutzer (Stand 15. Mai, 15.00 Uhr) meldeten sich seitdem nach Angaben des Ersten für das Spiel an, die Zahl der Zugriffe auf die "Tatort"-Website sei am Montag mehr als dreimal so groß wie sonst üblich gewesen. Weiterhin steige die Zahl der Anmeldungen, "obwohl schon mancher Spieler das Rätsel geknackt hat", so die ARD am Dienstag.
"Bild" versus ARD und ZDF – das ist eine lange Geschichte und wird auch von Springer als Mitkläger im Fall der umstrittenen "Tagesschau“-App des Ersten auf medienpolitischer Ebene getragen. Die Schleichwerbeskandale bei der ARD und weitere Debakel im öffentlich-rechtlichen Reich sind von "Bild" stets genüsslich ausgewalzt worden - das Erste hat mit der einen oder anderen Doku über die Machenschaften des Springer-Blatts gekontert. Erst neulich hat "Bild“ wieder einmal die Gelegenheit ergriffen und nach einer kessen Gegenfrage in Günther Jauchs ARD-Sonntags-Talk eine Debatte um sein gebührenfinanziertes Gehalt entfacht.