ZDF:
Nach Erdogan: Am "Neo Magazin Royale" ändert sich nichts
Das "Neo Magazin Royale" wird nach der Aufregung um ein Schmähgedicht des Satirikers Jan Böhmermann über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan so bleiben wie bislang.
Das "Neo Magazin Royale" wird nach der Aufregung um ein Schmähgedicht des Satirikers Jan Böhmermann über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan so bleiben wie bislang. Das sagte ein ZDF-Sprecher am Montag in Mainz. Ansonsten sei zu dem Thema alles gesagt. Er verwies auf frühere Aussagen von ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler und Unternehmenssprecher Alexander Stock. Himmler hatte erklärt: "Wir sind bekannt dafür, dass wir bei unseren Satire-Formaten breite Schultern haben und den Protagonisten große Freiräume geben." Es gebe aber Grenzen der Ironie und der Satire.
Das ZDF hatte in der Nacht zu Samstag in der Wiederholung der Sendung einen Beitrag gestrichen, der am vorigen Donnerstag auf ZDFneo erstmals ausgestrahlt worden war. Böhmermann hatte ein mit "Schmähkritik" überschriebenes Gedicht über Erdogan vorgelesen mit Formulierungen, die unter die Gürtellinie zielten, und nahm mit dem Text Bezug auf das NDR-Fernsehmagazin "Extra 3", das am 17. März einen umstrittenen satirischen Beitrag über Erdogan ausgestrahlt hatte. Der türkische Präsident hatte erbost auf den Beitrag von "Extra 3" reagiert, der deutsche Botschafter in Ankara wurde einbestellt. Stock hatte dazu beim Sender Radioeins des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) gesagt, im ZDF habe es unterschiedliche Einschätzungen zu dem Beitrag gegeben. Letztlich sei das, was in Form des Gedichtes gemacht worden sei, "für uns" dann doch der Schritt zu viel gewesen.
Kanzlerin Angela Merkel hat das gestrichene Schmähgedicht Böhmermanns derweil als "bewusst verletzend" kritisiert. Das habe sie in einem Telefonat mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu am Sonntagabend deutlich gemacht, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin mit. Sie seien gemeinsam der Ansicht, dass es sich um einen "bewusst verletztenden Text handelt". Merkel habe auf die Konsequenzen verwiesen, die der ausstrahlende Sender bereits gezogen habe. Ferner habe sie den hohen Wert bekräftigt, den die Bundesregierung der Presse- und Meinungsfreiheit beimesse. Diese sei aber nicht schrankenlos.
Böhmermann habe sich in dem Gedicht "vergleichsweise harmlos mit Erdogan beschäftigt", sagte dagegen Martin Sonneborn, früher Chefredakteur des Satiremagazins "Titanic" und als Abgeordneter der Satire-Partei "Die Partei" im EU-Parlament.
Die nächste Ausgabe von Böhmermanns Satire-Magazin ist an diesem Donnerstag (22.30 Uhr) auf ZDFneo zu sehen, am Freitag um Mitternacht dann im ZDF.