
E-Modell Taycan :
Nach 23 Jahren: Porsche mit Super-Bowl-Spot
Nach 23 Jahren schaltet Porsche wieder einen Spot während Amerikas größter Sportveranstaltung. Im Fokus: die Zuffenhausener Antwort auf Tesla, der Taycan. Der Super-Bowl-Clip ist das Herzstück einer globalen Kampagne.

Foto: Porsche
"Der Porsche Boxster wird auf die gleiche Weise gebaut wie unsere originalen Roadster, die Spyder - von Menschenhand", hört man die Stimme von Captain Picard aus dem Off sagen, während das silberne Modell über den Asphalt gleitet. Der britische Star-Trek-Schauspieler Patrick Stewart fährt fort: "Sie fragen sich, wer andere Sportwagen baut…" Industrieroboter nämlich. Lärmende Maschinen können der Zuffenhausener Wertarbeit nicht das Wasser reichen, so die Botschaft von Porsches erstem Super-Bowl-Spot. 1997 war das. Die Zeiten, in denen Luxusautos mit Verweis auf Handarbeit angepriesen werden, sind vorbei. Man denke an Teslas Roboterfabriken.
Hier der Boxster-Spot von 1997. Während der Übertragung lief außerdem noch ein zweiter Spot, der den teureren Porsche 911 bewarb.
Nun betritt Porsche zum zweiten Mal in der Firmengeschichte die Super-Bowl-Bühne. Im ersten Quarter präsentiert die VW-Tochter in einem 60-Sekünder ihren neuen vollelektrischen Sportwagen, den Taycan. "Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen", antwortet Porsches Leiter der Marketingkommunikation Oliver Hoffmann auf die Frage, warum die Marke gerade jetzt nach 23 Jahren wieder während Amerikas größter Sportveranstaltung wirbt. Mit dem Taycan beginne eine neue Ära.
"Der Raub" zeigt historische Fahrzeuge
Porsches Elektromobilitätsoffensive startet aber nicht nur in den USA. Parallel finden auch Maßnahmen in Europa und China statt. Der Spot sei nur ein Teil der Markteinführung auf internationaler Ebene, erklärt Hoffmann: "Für uns war klar, dass wir den Super Bowl als globale Plattform im Rahmen unserer Taycan Launchkampagne nutzen wollen." So zeigt Porsche den Film nach dem NFL-Finale USA- und UK-weit in Kinos. Die Taycan-Kommunikation begann bereits im Sommer 2019 mit einer Morse-Aktion am LondonEye und Hoover Dam.
Die Langversion des Spots ist bereits online. Neben dem Taycan zeigt der Film weitere, teilweise ausgefallene Modelle. Der Hybrid-Sportler 918 Spyder und ein aufgemotzter 911er sind dabei - aber auch historische Fahrzeuge wie der Rennwagen 917 K, mit dem Porsche in den 1970er Jahren Motorsporterfolge feierte. Da passt es, dass die Handlung im Porsche Museum in Stuttgart-Zuffenhausen beginnt: Der Sicherheitsdienst bemerkt zu spät, dass ein Dieb den Taycan auf leisen Reifen aus dem Museum entführt. Eine nicht ganz ernst gemeinte Verfolgungsjagd beginnt.
Hier die Langversion des Spots mit dem Titel "Der Raub":
Der Clip solle den Taycan als neues Mitglied der Porsche-Familie auf "ungewöhnliche und humorvolle Weise inszenieren", sagt Hoffmann. Für die Kreation zeichnet die US-Agentur Cramer-Krasselt (C-K) verantwortlich. Nach einem Pitch unter den Pool-Agenturen hatte sich Porsche für die Kreativen von C-K entschieden. Mediaagentur der Kampagne ist PHD. Die Filmproduktion übernahm Hungry Man aus Los Angeles. Die Dreharbeiten in Deutschland betreute Zauberberg aus Berlin. Weitere Drehorte waren neben Stuttgart auch Heidelberg und der Schwarzwald.
Taycan soll neue Käuferschichten erschließen
Klar, die Kampagne soll Aufmerksamkeit für Porsches Tesla-Konkurrenten schaffen. Ebenfalls soll der Taycan aber das Kunststück vollbringen, "Petrol-Heads" und "Electro-Heads", wie Hoffmann sie nennt, gleichermaßen zu begeistern: "Für unsere Kernzielgruppe transportiert der Spot sehr emotional die Botschaft: 'Der Taycan ist ein echter Porsche.' Und neue Zielgruppen sollen darauf aufmerksam werden, dass Porsche nun ein vollelektrisches Fahrzeug anbietet." Jüngere dürfen sich angesprochen fühlen.
Eine ähnliche Strategie fuhr Porsche übrigens schon 1997. Damals sollte der Boxster als vergleichsweise günstiges Einsteigermodell eine Brücke schlagen - zwischen Menschen, die Porsche lieben und einer jüngeren Zielgruppe, die glaubt, einen Porsche zu fahren, sei protzig und anmaßend. Manches ändert sich eben nie.