Die auf Film- und Fernsehproduktion spezialisierte Studio Hamburg-Gruppe will sich stärker in Hamburg engagieren. "Wir prüfen, ob wir in der Hafencity Studio-Kapazitäten aufbauen", erklärt Martin Willich, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Studio Hamburg GmbH. Offenbar hat er bei dem Projekt den Spiegel-Verlag als Partner im Auge. "Wir wollen mit dem Spiegel reden, was wir gemeinsam machen können", ergänzt Willich. Es gebe hierzu aber noch keine Gespräche und Entscheidungen, heißt es.

Über den Standort des Studios in der Hafencity machte er keine Angaben. Als unwahrscheinlich gilt aber, dass die NDR-Tochter Kapazitäten im neu geplanten Spiegel-Gebäude in der Hafen-City plant. In dem Spiegel-Haus soll lediglich ein kleines Studio für Moderationen entstehen, heißt es.

Expandieren will Studio Hamburg auch durch weitere Zukäufe. So will Willich noch in diesem Jahr zwei Firmen übernehmen, die im fiktionalen sowie non-fiktionalen Bereich aktiv sind. Namen möglicher Übernahmekandidaten nannte er allerdings nicht. Er betonte lediglich, dass die Kriegskasse gut gefüllt sei und in 2010 "kaum Kreditbedarf" bestünde.

Die Studio Hamburg-Gruppe hatte bereits im vergangenen Jahr im non- sowie im fiktionalen Bereich ihre Basis verbreitet. So arbeitet Studio Hamburg Produktion im Doku-Bereich gemeinsam mit dem Ex-Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust zusammen. Offenbar beschränkt sich die Kooperation aber nur auf die Dokumentation. Denn Studio Hamburg habe keine Absicht, Nachrichten für Aust zuzuliefern, falls dieser mit dem Sender-Geschäftsführer Torsten Rossmann den Nachrichtenkanal N24 schlucken sollte. Ebenso schloss Willich eine direkte Beteiligung an dem Sender aus. "Wir werden uns an N24 nicht beteiligen", sagt der Studio Hamburg-Chef.

Auch für die Produktion von Kino-Filmen hat sich Studio Hamburg breiter aufgestellt. So hat die Gruppe im Februar 2009 ein zweites Großraum-Studio in Berlin Adlershof fertiggestellt. Beide Studios seien "bis weit über die Jahreshälfte hinweg ausgelastet", sagt Willich. In einem produziert RTL seine Live-Show "Let's dance", die vorher in Köln hergestellt wurde. In dem anderen Studio wird ein Spielfilm gedreht. Hintergrund hierfür ist, dass die Nachfrage nach technischen Dienstleistungen steigt. um deutsche Kinofilme herzustellen. Um die Attraktivität in diesem Geschäftsfeld zu steigern, hat Studio Hamburg mit den Londoner Pinewood Studios, bislang Produzent aller 007-Abenteuer, eine Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Es heißt „Pinewood Studio Berlin Film Services“, an dem beide Partner jeweils 50 Prozent halten. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, zukünftig Studios und Produktionsservice für internationale Kinofilme in Deutschland anzubieten.

Zum Hintergrund: Am Standort Berlin-Adlershof verfügt Studio Hamburg über zwei kinotaugliche Einheiten. Im Studio Berlin werden beispielsweise Filme wie „Resident Evil“ betreut. Bei den Pinewood-Studios ist Kino ein wichtiger Zweig. Hier entstanden zuletzt Produktionen wie „Harry Potter und der Halbblutprinz“ oder „Slumdog Millionaire". Dass Studio Hamburg die Kooperation eingegangen ist, macht strategisch Sinn. Die NDR-Tochter will wegen des stagnierenden Fernsehmarktes stärker im Kinogeschäft mitmischen, Pinewood Studios wollen hingegen über den Standort Deutschland in Kontinentaleuropa Fuß fassen. (gl/jup)