
Audio Branding:
Morse-Code aus Musik: Das Soundlogo der Bundeswehr
Die Bundeswehr hat jetzt ein eigenes Soundbranding. Neben einem Audio-Logo entwickelte der Komponist Simon Theisen auch eine eigene Erkennungsmelodie. Die Musikstücke sollen die Kampagne "Wir. Dienen. Deutschland." akustisch ergänzen.
Die Bundeswehr hat jetzt ein eigenes Soundbranding. Neben einem Audio-Logo entwickelte der Komponist Simon Theisen im Auftrag des Verteidigungsministeriums auch eine eigene Erkennungsmelodie. Die Musikstücke sollen neben dem Corporate Design, der Bildmarke "Eisernes Kreuz", der Wortmarke "Bundeswehr" und dem Claim "Wir. Dienen. Deutschland." die Markenführung der Bundeswehr ergänzen.
Sven Kindler, Referent des Presse- und Informationsstabs im Bundesverteidigungsministerium, erklärt: "Die Marke Bundeswehr soll in jeder Hinsicht emotional etabliert werden: sprachlich, visuell, auditiv und am liebsten würden wir sie auch schmackhaft spürbar machen. Die Erkennungsmelodie und das Audiologo sollen sowohl den Stolz auf die Aufgaben der Bundeswehr als auch die Auseinandersetzung mit Tod und Verwundung transportieren. Sie sollen dabei darstellen, was wir sind, was wir sein werden und was wir sein wollen."
Die Erkennungsmelodie erinnert an Filmmusik und soll ebenso wie diese "emotionale Bilder" erzeugen. Das nur wenige Sekunden lange Audio-Logo setzt musikalisch die Buchstaben B und W im Morse-Alphabet um: lang-kurz-kurz-kurz und kurz-lang-lang. Anhören kann man es sich auf der Website der Bundeswehr.
„Als Inspiration diente mir vor allem die Auseinandersetzung mit den Menschen und den verschiedenen Facetten ihrer Aufgaben. Auch die Reaktionen auf meine früheren Kompositionen, beispielsweise auf YouTube, haben mir sehr geholfen, mich in das Thema einzudenken und es musikalisch umzusetzen“, erklärt der Komponist. Bei der Präsentation in einer Berliner Kaserne lobte Verteidigungsminister Thomas de Maizière, das Musikstück zeige die ganze Bandbreite der Bundeswehr "vom Schreibtisch bis zum Kampf".
Die Erkennungsmelodie, eingespielt vom Stabsmusikkorps und Luftwaffenmusikkorps, bei der Premiere:
Simon Theisen hatte zuvor schon die Hintergrundmelodien der Kampagnenvideos vertont. 2011 hatte das Verteidigungsministerium dann die Idee für das akustische Markenzeichen. Musik und Audiologo sollen künftig gezielt bei Konzerten der Musikkorps, in Filmclips, der Bundeswehr-App und in Radio- und TV-Spots eingesetzt werden. Außerdem gibt es das akustische Erkennungszeichen als Klingelton für Mobiltelefone. Geplant ist auch der Einsatz in einem neuen Imagefilm.
Und das sagt Soundexperte und Komponist John Groves, von der Hamburger Beratung Groves Sound Branding dazu:
Obwohl ich es selbstverständlich für eine großartige Idee halte, Klang zu Identifikationszwecken einzusetzen, ist es jedoch schade, dass so eine wichtige Marke wie die Bundeswehr wenig Liebe zum Detail beweist. Das Ganze erscheint mir wie ein Haus, das ohne Architekt gebaut wurde. Erstens ist das Sound Logo nicht das Hauptthema des Stückes, sondern rätselhafterweise irgendwo in das Finale eingebaut - eine verpasste Chance, das Sound Logo durch Wiederholungen lernbar zu machen. Wo wir gerade von Wiedererkennbarkeit sprechen: das Sound Logo überbrückt seltsamerweise einen ¾-Takt und könnte auch absichtlich nicht besser versteckt liegen. Des Weiteren ist zwar die Idee, Morsecodes einzusetzen gut und relevant, doch wer, wenn nicht die Streitkräfte, sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Pausen zwischen den einzelnen Zeichen enorm wichtig sind. Sie sind die Grammatik, die die Nachricht erst dekodierbar machen. Dieses Sound Logo richtet sich offenbar an die Dekodierungs-Jungs in Bletchley Park, da es die Pause zwischen den beiden Buchstaben auslässt, und es somit unmöglich ist zu wissen, wo das B endet und das W beginnt. Die Nachricht könnte ebenso sein: BEM, DITT, 6M or NSTT.... ebenso wie eine willkürliche Aneinanderreihung von Impulsen.
Wie mein Professor zu sagen pflegte: "Pausen sind auch Musik!"