
Stellenanzeigen-Trend:
Mit Humor und Ironie die richtigen Mitarbeiter finden
Was haben eine PR-Agentur aus München und ein Passauer Mittelständler gemeinsam? Beide setzen derzeit auf Ironie in ihren Stellenanzeigen.

Foto: Cocodibu/Ausschnitt
Dass beides heute hochpoppt, ist Zufall.
Die Passauer bemerkten es vielleicht schon am Montag, der Rest von Bayern könnte es am Mittwochmorgen im Radio gehört haben: Die Firma Kalz aus Eggenfelden, tätig im Brandschutz, schaltete eine Anzeige in der Passauer Neuen Presse, in der sie "Grantler und Taugenichtse" sucht. Auf Facebook ist die Ausschreibung seit 24. Februar - bis dahin hatte Kalz klassische Anzeigen im Einsatz.
Ebenfalls am Mittwoch schickte die Münchner PR-Agentur Cocodibu eine Stellenausschreibung ins Netz, die aufmerksamen Twitterern und der Focus-Redaktion auffiel. Denn Cocodibu sucht "einen PR-Fuzzi/eine PR-Trulla". Bietet dafür "KollegInnen aus der Hölle" und "unsympathische Chefs" (auch der Chef von Kalz übrigens bezeichnet sich selbst als "inkompetent und planlos").
Warum machen die denn so was?
Wie man sieht: Aufmerksamkeit ist beiden Betrieben schon mal sicher. Dazu kommt: "Normale Stellenanzeigen sind strunzlangweilig", sagt Cocodibu-Gründer Christian Faltin. Alles sei derart uniform, dass sich die Unternehmen durch die Jobangebote praktisch nicht mehr differenzieren können.
"Wem das nicht gefällt, der ist bei uns sowieso verkehrt", sagt Faltin. Ähnlich hatte es Jochen Kalz morgens im Gespräch mit dem BR formuliert. Auf Facebook ist seine Ausschreibung seit 24. Februar - bis dahin hatte Kalz klassische Anzeigen im Einsatz.
Polarisiert hat zumindest Cocodibu mit der Anzeige weniger, als Faltin erwartet hatte - trotz der Verbreitung via Focus online auf Facebook. Ja, zwei Kommentatoren bekommen das "ortografiesche Gespür" aus der Anzeige in den falschen Hals - sonst aber habe seine Agentur "sehr nette Resonanz" bekommen, erzählt Christian Faltin. Fürs Image tut die Anzeige also auch noch was.
Um die Wirkung in Bewerbungen zu messen, ist es zu früh. Wenn Sie "den Humor, den es bei uns gelegentlich auch mal braucht" (Faltin) mitbringen, haben Sie also noch gute Chancen.
Einen Trend zu Humor und Ironie mag der Agenturchef übrigens nicht ausrufen - eine Ausschreibung wie diese sei eine einmalige Sache. Aber grundsätzlich dürfe, ja: müsse sich die klassische Stellenanzeige ändern. Weg von absurden Anforderungen und übertriebenen Darstellungen des Arbeitsalltags. Der Meinung sind wohl auch diese beiden aus dem hohen Norden: Im Dezember machte ein Steuerberater mit zielgruppengerechter Ansprache, vor einer Woche die Glaserei Sterz mit einem authentischen Video von sich reden.
Wir drücken die Daumen. Für beides.