TV-Messe in Cannes:
Mip TV: Warum Sender und Produzenten gemeinsam Formate entwickeln
Es ist wieder Mip TV in Cannes! Aber wo echte TV-Trends, zeichnet sich ein anderer "Trend" ab: Sender und Lizenzgeber rücken zusammen
Mit rund 11.000 Teilnehmern ist am Montag die 50. internationale Fernsehmesse Mip TV in Cannes gestartet. Nach Angaben der Veranstalter sind rund 4000 Verkäufer internationaler TV-Formate an die Côte d‘Azure gereist, darunter 700 Vertreter von Video-on-Demand-Diensten und digitalen Plattformen. Allerdings: Wie bereits im vergangenen Jahr haben einige der großen US-Player augenscheinlich weniger Vertreter zur Mip im Frühjahr entsandt und konzentrieren sich offenbar ganz auf die Mip Com im Herbst.
Aus Deutschland allerdings sind die wichtigen Player mit dabei und präsentieren ihr Portfolio. Die Oberhachinger Beta Film ist mit etwa 300 Programmstunden nach Cannes gereist. Bei einem Presse-Dinner am Sonntagabend präsentierte Beta-Chef Jan Mojto unter anderem den HBO Europe-Dreiteiler "Burning Bush", für den sein Konzern den Weltvertrieb übernommen hat. "Burning Bush" erzählt die wahre Geschichte um die Ereignisse in Prag nach dem spektakulären Selbstmord des tschechischen Studenten Jan Palach, der sich 1969 aus Protest gegen die totalitären Maßnahmen der Sowjetunion verbrannte. Hier der Trailer:
Mit im Portfolio hat Beta zudem einige südeuropäische Produktionen wie die spanische Hochglanz-Telenovela "Gran Hotel", die im Sommer unter anderem in Großbritannien und Russland zu sehen sein wird. Auch das US-Portal Hulu wird die Serie zeigen.
Mit in Cannes vertreten ist auch die internationale ProSiebenSat.1-Programmvertriebstochter Red Arrow International (vormals SevenOne International). Als wichtiger Deal wird gleich zum Wochenauftakt gemeldet, dass sich Sat.1 die Rechte für ein deutsches Remake der Koch-Show "The Taste" gesichert hat - eine Art "The Voice" am Herd. Die Show soll im Herbst ibeim Münchner Sender zu sehen sein. Die Produktion wird den Angaben zufolge die hauseigene Red Seven Entertainment übernehmen. "The Taste" lief bereits im amerikanischen Fernsehen auf ABC.
Doch nicht nur das klassische Deal-Making steht in Cannes im Vordergrund. "Messen wie die Mip haben sich in den vergangenen ein, zwei Jahren verstärkt in Richtung Austauschbörse entwickelt", sagt ein Einkäufer eines großen deutschen Senders. Produzenten und Sendervertreter berichten, das klassische Käufer-Verkäufer-Machtverhältnis habe sich geändert. Weil es sowohl auf der Mip als auch bei anderen TV-Messen weltweit keine wirklichen Hypes oder Next-Big-Things mehr gebe, rückten Sender und Lizenzgeber näher zusammen. Sowohl in der Fiction als auch im Bereich Show arbeite man mittlerweile verstärkt gemeinsam an Format-Ideen, anstatt fertige Serien oder Shows zu kaufen.