Bei der Gewerkschaft IG Metall schrillen angesichts der Meldungen aus Gütersloh die Alarmglocken. Der IG-Metall-Unternehmensbeauftragte Thomas Wamsler befürchtet, dass der nun angekündigte Stellenabbau noch nicht das letzte Wort ist. "Ich weiß, das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Der Gewerkschafter warf der Miele-Leitung eine "Salami-Taktik" vor. Es werde ein Restrukturierungsprogramm nach dem anderen gestartet. Gleichzeitig werde der Beschäftigungsabbau verharmlost. Nun gehe es darum, die Beschäftigten zu mobilisieren.

Miele betonte dagegen, der Stellenabbau sei notwendig, um den tiefgreifenden Veränderungen der Märkte durch die Digitalisierung und den immer preisaggressiveren Auftritt asiatischer Wettbewerber Rechnung zu tragen. Ziel sei es, allein im ersten Schritt durch Einsparungen bei Sachkosten und Personal rund 190 Millionen Euro pro Jahr einzusparen und so die Wirtschaftlichkeit der gesamten Miele-Gruppe nachhaltig zu sichern.

Die Ankündigung des Stellenabbaus kommt nicht ganz überraschend. Denn schon im November vergangenen Jahres hatte sich die Konzernleitung Berater von McKinsey ins Haus geholt und die Verlagerung von Teilen der Waschmaschinenproduktion nach Polen angekündigt.

Miele macht mittlerweile mehr als 70 Prozent seines Umsatzes außerhalb Deutschlands. Deshalb treffen die aktuellen weltweiten Handelskonflikte das Gütersloher Unternehmen hart. Der mancherorts wieder aufkeimende Protektionismus mache das Geschäft nicht einfacher, klagte Geschäftsführer Markus Miele schon Anfang des Jahres in einem Interview.

Im Ende Juni abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 hatte der Premiumhersteller die weltweite Konjunkturabkühlung bereits zu spüren bekommen. Nur dank der erstmaligen Einbeziehung der koreanischen Tochter Yujin Robot stieg der Umsatz noch einmal leicht um 1,5 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Ohne diesen Effekt hätte das Plus nur bei 0,2 Prozent gelegen.

Im wettbewerbsintensiven deutschen Markt musste Miele im abgelaufenen Geschäftsjahr sogar einen leichten Umsatzrückgang um 0,3 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro hinnehmen. Spürbare Rückgänge gab es außerdem in China, wo staatliche Restriktionen den Immobilienhandel erschwerten. In Hongkong dämpften die politischen Unruhen das Geschäft.

Mit dem Stellenabbau und einer Umstrukturierung wolle Miele nun aus einer Position der Stärke die Weichen für eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft stellen, heißt es im Unternehmen. Man wolle schlagkräftiger und wachstumsstärker werden. Das operative Geschäft soll deshalb künftig in acht Geschäftsbereichen gebündelt werden.

Das immer wichtiger werdende Digitalgeschäft - vom Marketing, über die Datenanalyse bis zum E-Commerce - soll künftig aus Amsterdam gesteuert werden. Und einer der Geschäftsbereiche - die "Wachstumsfabrik" - soll sich nur damit beschäftigen, neue Geschäftsfelder zu identifizieren. Es geht um neue Erlösquellen. "120 Jahre nach seiner Gründung stellt sich Miele grundlegend neu auf", hieß es in Gütersloh.

Erich Reimann, dpa

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