Zoom, Teams & Co.:
Microsoft: Viel Multitasking in Video-Konferenzen
Wenn Teilnehmer in Videokonferenzen ihre Kamera ausgeschaltet lassen, ist nicht immer ein Bad Hair Day der Grund dafür. Viele erledigen nebenbei auch andere Aufgaben, wie eine Studie von Microsoft zeigt.
Hand auf's Herz: Wer hat in Video-Meetings nicht schon mal die Kamera und den Ton abgeschaltet, um die Spülmaschine auszuräumen oder die Wäsche zu falten? Eine neue Studie unter Microsoft-Mitarbeitern zeigt: Sie sind nicht allein. Vor allem in langen Meetings oder Meetings mit vielen Teilnehmern tendieren Mitarbeiter dazu, sich Zusatzaufgaben zu suchen. So findet Multitasking in Video-Meetings, die länger als 80 Minuten dauern, sechs Mal so häufig statt wie in Meetings, die maximal 20 Minuten dauern. Und in Meetings am Morgen liegt die Multitasking-Quote höher als in Meetings zu anderen Tageszeiten.
Um zu analysieren, wie oft Menschen in Videomeetings noch mit anderen Dingen beschäftigt sind, analysierten Forscher von Amazon, Microsoft und dem University College London zwischen Februar und Mai 2020 die Protokolle von Outlook-E-Mails und OneDrive-Cloud-Dateiaktivitäten von fast 100.000 US-Microsoft-Mitarbeitern. Jedes Mal, wenn eine Person in einem Microsoft Teams-Videoanruf eine E-Mail sendete, weiterleitete oder beantwortete oder eine Datei wie eine PowerPoint-Präsentation oder eine Excel-Tabelle bearbeitete, die in OneCloud gespeichert war, wurde diese Aktion als Multitasking protokolliert. So zeigte sich, dass in 30 Prozent der Meetings E-Mails versendet wurden. Andere Multitasking-Aktivitäten, wie das Lesen von E-Mails oder das Scrollen in sozialen Medien, konnten mit dieser Methodik nicht erkannt werden.
Um diese Lücke zu schließen, ließen die Studienautoren 700 Microsoft-Mitarbeiter in den USA und anderen Teilen der Welt Tagebücher schreiben. Demnach ist es nicht selten, dass die Meeting-Teilnehmer nebenbei Sport treiben, Videospiele spielen oder Katzenvideos anschauen - vor allem dann, wenn sie an Besprechungen teilnehmen, die für sie nicht wirklich relevant sind. Darüber hinaus haben viele Mitarbeiter auch das Gefühl, Multitasking betreiben zu müssen, um ihr Arbeitspensum erledigt zu bekommen. Das allerdings sehen die Studienautoren als Gefahr. Ihren Untersuchungen zufolge führt Multitasking aus Produktivitätsgründen zu geistiger Ermüdung und steigert die Wahrscheinlichkeit, sich anderen gegenüber respektlos zu verhalten.