Hinter Ihrem Online-Engagement zwischen Mückenstichen und Sonnenbrand muss ja eine Menge Überzeugung stecken!

Allerdings. Ich bin von Natur aus ein neugieriger und offener Mensch, das Internet hat mich immer fasziniert. Die Schnelligkeit, die Direktheit des Internet ist ungemein reizvoll. Der ungefilterte Austausch mit Fans und Zuschauern ist gerade in meinem Beruf ungeheuer spannend.

Eigentlich sollen Sie sich ja um die Kamera kümmern – forciert und unterstützt der rbb Ihr Twittern und Posten?

Zu meiner großen Freude tut der rbb das – und auch noch ganz unkompliziert! Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist das alles nämlich gar nicht so einfach und gar nicht so selbstverständlich. Die rbb-Webseite ist aber immer super gepflegt, sogar die Facebook-Seite von "Kesslers Expedition" ist auf ihr sichtbar. Die Kamera ist heutzutage eben nicht mehr alles. Das weiß der rbb - und ich auch. Deshalb arbeiten wir konsequent vor der Kamera und dahinter - am Handy und am Laptop.

Welchen Stellenwert hat der Online-Part bei der rbb-TV-Produktion "Kesslers Expedition"?

Einen großen. Das Internet gibt mir noch mal ganz andere Möglichkeiten und Freiheiten als die TV-Sendung. Die Zuschauer sollen teilhaben – nicht nur an der Sendung, sondern auch an ihrem Entstehungsprozess. Der Content von TV-Sendung und Social-Media unterscheidet sich vermutlich so, wie die Menschen, die ich auf den unterschiedlichen Ebenen erreiche. Mit dem Internet erreiche ich viele Menschen, die vielleicht nur selten rbb schauen, beziehungsweise gar keinen Fernseher haben. Im Fernsehen erreichen wir viele Menschen, die sich vielleicht nicht mit dem Internet beschäftigen. Es entsteht eine spannende Mischung.

Was sagen Sie als "Heavy User" zur Einstellung von Kollegin Anke Engelke, die neulich Facebook, Twitter und Google als "schrottig" bezeichnet hat und sich Social Media komplett verweigert?

Den Umgang mit Social Media muss jeder selber für sich entscheiden. Für mich war immer klar: Mit dem Internet wird sich nicht nur unser ganzes Leben grundlegend verändern, sondern auch mein Beruf und mein Wirken als Schauspieler. Auf diesen Zug wollte ich von Anfang an aufspringen und ihm nicht eines Tages hinterher schauen.

Glauben Sie, dass Social Media Engelkes Karriere unterstützen könnte?

Ich kann nur für mich selber sprechen. Meine Erfahrungen sind durchweg positiv. Vielleicht aber auch deshalb, weil ich meine Plattformen persönlich betreibe und pflege und sie nicht als reines Karriere-Instrument verstehe. Auf meinen Plattformen findet teilweise ein sehr interessanter und witziger Austausch statt. Es wird sogar richtig kreativ, wenn User zum Beispiel mit mir nach einem Namen für mein Floß suchen.

Haben Twitter und Facebook Ihrer Karriere gut getan?

Das weiß ich nicht. Facebook und Twitter machen mir Spaß und so lange sie das tun, bin ich dabei. Ich mache das alles immer nur wenn ich Lust und Zeit habe. Und nur wenn ich wirklich etwas zu sagen habe.

"Früher" gab es das ja alles nicht. Was ist durch Social Media für Sie persönlich besser geworden?

"Früher" bekam man Wochen nach der Ausstrahlung einer TV-Sendung vielleicht mal eine vergilbte Zuschauer-Post zu Gesicht. Heute bekomme ich schon wenige Sekunden nach der Ausstrahlung ein Feedback, von den Menschen, für die ich meinen Beruf ja ausübe: den Zuschauern. Es gibt Lob, es gibt Kritik. Das ist mir wichtig, denn ich nehme die Zuschauer ernst und bin an ihrer Meinung und ihrem Input interessiert.

Was bringt das Ganze dem rbb?

Diese Frage muss eigentlich der rbb beantworten. Aber ich vermute mal, ein paar jüngere und neue Zuschauer?

Was würden Sie sich an weiteren sozialen Werkzeugen für das Internet wünschen?

Mit dem, was es im Moment gibt, bin ich eigentlich happy, aber ich bin natürlich gespannt, wo die Reise noch hingeht.

Bei all der Euphorie – gibt es auch irgendetwas, das Sie an Facebook und Twitter nervt?

Man sollte sich immer nur zu Wort melden, wenn es etwas zu vermelden gibt. Die Datenautobahnen sind voll genug, da muss man nicht twittern, dass man sich "gerade einen Grießbrei" macht. Weniger ist mehr.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.