
Neue Strategie:
Metro stellt Real zum Verkauf
Metro hatte das Online-Geschäft der Marke Real aufgepeppt. Doch jetzt plant der Konzern seine Zukunft ohne die Tochter.

Foto: Metro
Der Handelskonzern Metro will die Marke Real loswerden. Die Düsseldorfer haben den Verkauf der Supermarktkette beschlossen. "Metro fokussiert sich damit vollständig auf den Großhandel. Wir werden die Ausrichtung auf professionelle Kunden weiter intensivieren, um das enorme Potenzial zu erschließen", so Olaf Koch, Vorstandsvorsitzender der Metro. Mit der in den vergangenen Jahren durchgeführten Neuausrichtung von Real sei die Zeit für eine eigenständige Zukunft reif.
So setzt die Marke auf ein Markthallen-Konzept, das am Flaggschiff-Standort Krefeld bereits seit rund zwei Jahren betrieben wird. Als nächstes sind Braunschweig (Oktober 2018) und Bielefeld (2019) dran. Die modulare Umsetzung sei seit Ende letzten Jahres bereits in 19 Märkten erfolgt und sei "mit spürbaren Effekten für Frequenz und damit Umsätze" verbunden. Insgesamt sind seit 2017 bereits 30 Märkte modernisiert worden.
Ebenso auf der Agenda: E-Commerce. Das Online-Geschäft habe sich zu einem dynamischen Wachstumstreiber entwickelt. Der Umsatz (GMV) auf dem Marktplatz wird in diesem Geschäftsjahr voraussichtlich auf über 380 Millionen Euro steigen, was einem Wachstum gegenüber dem Vorjahr von knapp 90 Prozent entspricht, so das Unternehmen. Mittlerweile offeriert Real.de zwölf Millionen Produkte. Im Sommer 2017 hat die Marke ihren runderneuerten Online-Shop gestartet - begleitet von einer umfangreichen TV- und Internetkampagne (Kreation: DCMN, Berlin). Real hatte das Internetkaufhaus Hitmeister übernommen und dann bei Real.de integriert.
Zu Real gehören heute in Deutschland 282 Märkte, rund 34.000 Mitarbeiter und ein Immobilienportfolio mit 65 Standorten.
Laut Manager-Magazin.de hat der Konzern zuletzt unter anderem mit Edeka gesprochen. Die Hamburger Edeka Gruppe hatte lange um die Übernahme von Kaiser's Tengelmann gekämpft. Die verbliebenen gut 400 Filialen gingen Anfang 2017 an Deutschlands größten Lebensmittelhändler. Edeka hatte danach schrittweise über 60 Märkte - vor allem in Berlin - an Rewe weiterreichen müssen. Der Konkurrent hatte sich gegen den Verkauf gewehrt.
Doch gerade die riesigen Supermärkte auf der grünen Wiese kämpfen ums Überleben. Was noch in den 1980er Jahren als Erfolgsmodell galt, ist heute angesichts veränderter Kaufgewohnheiten und kleiner werdender Haushalte häufig ein Sanierungsfall. Vorbei sind die Zeiten, als der Familieneinkauf mit dem Auto ein wöchentliches Großereignis war. Im Einkaufswagen landeten damals nicht nur Lebensmittel, sondern auch Bücher, CDs oder Sportartikel.
Metro will Real nur im Komplettpaket abgeben. Was aufgrund der Wettbewerbsvorgaben aber schwierig werden dürfte. Konkurrenten könnten es nur auf einzelne Märkte und Filialen absehen.
Tatsächlich sind nach Einschätzung von Experten erhebliche Investitionen notwendig, um die in die Jahre gekommenen Märkte für die Zukunft fit zu machen. "Die Entscheidung, dies nicht selbst durchzuführen, deutet die Größe der Aufgabe an", so Marco Atzberger vom Kölner Einzelhandelsforschungsinstitut EHI. Der US-Händler Walmart etwa habe in der Vergangenheit versucht, mit großen Flächen in Deutschland erfolgreich zu werden - und sei damit gescheitert. Interessenten für Real könne er sich vor allem aus dem Ausland vorstellen.
Denkbar sei etwa ein Konzept mit mehr Service und Gastronomie, meinte Handels-Analystin Franziska Schmidt von PlanetRetail RNG. Von dem riesigen Sortiment an sogenannten Non-Food-Artikel außerhalb des Lebensmittelgeschäfts müssten sich die Läden dagegen weitgehend verabschieden. Es sei denn, es steckt ein abgerundetes Konzept dahinter. In der Vergangenheit sei jedoch von Metro zu wenig in die Real-Märkte investiert worden. Angesichts des Trends hin zu den Innenstädten müsse ein solches Konzept jedoch überzeugend sein, um Kunden wieder auf die grüne Wiese zu locken.
Größte Widersacher der SB-Märkte auf der grünen Wiese seien in Deutschland die Discounter, die überall schnell zu erreichen seien und zudem einen starken Preisdruck ausübten, meinte Atzberger. Erfolgreich seien aber auch Supermärkte wie Edeka oder Rewe, die im Lebensmittelhandel auf eine größere Fläche mit mehr Spezialitäten setzten.