
Vice Media:
Mega-Umbau: So stellt sich Vice für die Zukunft auf
Vice Media konzentriert die DACH-Region unter gemeinsamer Führung. Virtue wird zur länderübergreifenden Fullservice-Agentur.

Foto: Vice/Eva Hoppe
Kaum ein anderer Medienkonzern hat in den vergangenen Jahren ein derartiges Wachstum hingelegt wie Vice Media. Nun ist das globale Jugendmedien-Imperium so groß geworden, dass der Gründer Shane Smith dem Medien-Konglomerat Konzernstrukturen verpassen muss, um weiter wachsen zu können.
Für deutschsprachigen Raum heißt das: Vice Deutschland (Berlin), Österreich (Wien) und Schweiz (Zürich) werden in der Holding Vice DACH zusammengelegt. CEO wird der bisherige Österreich-Chef Stefan Häckel. Der gebürtige Linzer ist in Personalunion auch Geschäftsführer des deutschen Standorts und - interimistisch - der Agentur Virtue. CFO wird die bisherige Finanzchefin von Vice Österreich, Karin Brandstätter. Zum COO der Holding steigt Karin Helfer auf, bislang Finanzchefin in Deutschland.
TV-Sender "Viceland" kommt doch nicht
Benjamin Ruth, der Vice Deutschland seit 2005 aufgebaut und geführt hat, zieht als Chief Strategy Officer (CSO) in das Management Board ein. Er soll das TV-Geschäft als eigenständige Einheit neben der Agentur Virtue und Vice Media strategisch weiterentwickeln. Die ursprünglichen Pläne, einen eigenen TV-Kanal namens Viceland aufzubauen, sind nicht mehr aktuell. Stattdessen produziert und linzensiert Vice plattformübergreifend Bewegtbild-Formate für lineares TV, Streamingdienste wie Amazon Prime oder mobile Plattformen.
Virtue tritt als Fullservice-Agentur für die DACH-Region an
Vice DACH umfasst nun mehr als 300 Mitabeiter - je um die 140 in Berlin und Wien und 34 Leute in Zürich. Die Standorte sollen mit ihren unterschiedlichen Schwerpunkten agil zusammenarbeiten. Schwerpunkt in Österreich ist das digitale, datenbasierte Agenturgeschäft: Bei Virtue Österreich arbeiten 100 von 145 Mitarbeitern. Kunden wie Ergo, ING DiBa, Hutchinson 3G oder Renault Lexus machen Virtue im Umsatzranking zur zweitgrößte Fullservice-Kreativagentur des Alpenlandes. Berlin ist das kreative Zentrum: Journalismus, Kreation, Bewegtbild-Produktion und der Zugang zu internationalen Talenten zeichnen den Standort aus. Nur 25 von 135 Leuten arbeiten in Berlin im Agenturgeschäft - vorzugsweise auf Social Media- und Content-Kampagnen für Kunden wie Leica, Adidas, oder VW (für den SUV T-Roc). Die Schweiz wiederum hat Zugang zu Premium- und Luxuskunden.
Virtue soll nun länderübergreifend zur Fullservice-Agentur ausgebaut werden, ohne an den Standorten doppelte Strukturen aufzubauen. "Steht ein Pitch an, ziehen wir Spezialisten von allen drei Standorten zusammen", sagt Häckel. Für die Agenturspitze kündigt der CEO Personalien an, die "für Furore sorgen werden". Häckel und Virtue-EMEA-Chef Rob Newlan, ein Ex-Facebook-Manager, befänden sich bereits in vielversprechenden Gesprächen. Der deutsche Virtue-Geschäftsführer Johann Laeschke hat die Agentur verlassen.
Die Vermarktung von Vice und seinen diversen Themen-Plattformen (Munchies, Motherboard etc.) sowie den gut 70 Mandanten (z.B. Postillion) wird in Zukunft klar vom Agenturgeschäft getrennt. Native Advertising-Formate und Branded Content entstehen künftig in der hauseigenen Vermarktungs-Unit Brand Solutions. Virtue wird als Agentur zwar eigenständig agieren, soll aber dennoch weiter Zugriff haben auf das enorme Wissen über Millennials im Vice-Konzern.