Michael Ebert, Chefredakteur von „Neon“, will ebenso Print nicht verloren geben. Er nennt die „gute Idee“ als Nukleus für erfolgreiche neue Printprodukte – junge Zeitschriften wie „Grazia“, „Landlust“ oder auch „InTouch“ seien genau auf bestimmte Bedürfnisse ausgerichtet. Ebert hat bereits umfangreiche Erfahrungen mit einer Online-Community - „Neon“ wird seit Start vor acht Jahren von einer begleitet. Sein Appell: "Denkt nicht in einzelnen Titeln, sondern in Marken!"

Dass Internet und Social Media die Verlagsarbeit heute prägen, muss "WAZ"-Chefredakteur Ulrich Reitz registrieren. Er erzählt, dass User in den WAZ-Foren Mathias Döpfners Offerte für Teile der WAZ-Gruppe nicht gut gefunden hätten. Sie würden nicht wollen, ein Blatt aus einem Haus zu bekommen, das „Bild“ herausgibt – so der Tenor im Netz. Reitz gibt zu, dass die „WAZ“ Abonnenten verloren hat durch den Ruch der Springer-Übernahme. „Ich vermute dahinter schon ein Stück weit Strategie“, sagt Reitz. Auf der Geschäftsseite konzentriert sich Reitz auf das, was die „WAZ“ anschieben möchte. Eine der Optionen sei durchaus eine Pendlerzeitung für das Ruhrgebiet – ein Projekt, das aus seiner Sicht in der Schweiz zwar angeschoben, aber nicht richtig umgesetzt wurde. Und eben wieder Print.

Mit DerWesten.de ist Reitz zwar zufrieden – die Web-Offerte kratzt an der Zehn-Millionen-Clicks-Grenze. Nun steht ein Relaunch an: Dabei sollen die stark nachgefragten Interessen Fußball und Städte noch stärker bedient werden. Seit einem Jahr wird daran gearbeitet, Ende Oktober soll der neue DerWesten.de live gehen. Folgen sollen zum Jahresende neue Einzelportale für „WAZ“-Blätter wie „WestfälischeRundschau.de“, die dann auf DerWesten.de einzahlen. Hier kommt die Erkenntnis durch, dass die User nicht über die Dachmarke ins Angebot einsteigen, sondern über die Suche nach ihren bekannten Lokalblättern.

Wie Online-Redaktionen der Verlagshäuser aufgestellt sein sollten, sagt der neue Süddeutsche.de-Chefredakteur Stefan Plöchinger: „Wir sind ganz anders organisiert und aufgestellt als die Printleute.“ Die Seite schreibt mittlerweile schwarze Zahlen. Aber an nachhaltige Umsätze aus Bezahlinhalten – daran mag Plöchinger nicht glauben. „Es wird ein großes Puzzle, wie wir künftig Medien finanzieren“, so der Onliner aus München. Es sei derzeit ein guter Zeitpunkt zu testen, womit Verlage künftig ihr Geld verdienen können.

Zur Info: In seiner Rede zum jetzt Publishing-Gipfel titulierten Print-Event mahnt Bayerns Staatskanzleichef Marcel Huber an, den Klageweg der Verleger gegen die „Tagesschau“-App der ARD zu überdenken – nachdem schon der Kadi das Gespräch beider Parteien empfohlen hat. Laut BDZV-Präsident Helmut Heinen sollen Ende November Gespräche mit der ARD geführt werden. Es geht ihm vor allen um die „presseähnlichen“ Produkte der Öffentlich-Rechtlichen, die aus Verlegersicht Printmedien und deren Online-Auftritte bedrängen.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.