Event-Report:
Medienforum NRW: Gut, dass wir mal drüber geredet haben
Internationaler und natürlich noch digitaler: Das Medienforum NRW will in diesem Jahr alles anders machen. Aber ist es auch besser? Aus Köln berichtet W&V-Redakteur Sebastian Feuß.
Die Frage ist: Was darf man erwarten, wenn jemand sagt, alles soll anders werden? Besser nichts. Dann kann man wenigstens nicht negativ überrascht werden. Mit dieser Einstellung sind viele Teilnehmer am Donnerstag zum Medienforum NRW nach Köln gereist. Inhaltlich und konzeptionell haben die Veranstalter das Medienforum im 25. Jahr seines Bestehens neu ausgerichtet. Verstärkt setzt man sich die internationale Brille auf - mit Referenten wie dem New Yorker Medientheoretiker Clay Shirky oder Ben McOwen Wilson, Director Content Partnerships bei YouTube. Darüber hinaus sollte das Programm verdichtet werden, ein exklusiverer Rahmen mit weniger Teilnehmern und dafür mehr Raum für Diskussionen.
Das Ergebnis nach dem ersten Tag: nun ja. Die internationalen wie dei hochkarätigen nationale Medienexperten sind da und sie reden. Aber worüber eigentlich? Um "Changing Media, Changing Society" - so der Veranstaltungstitel - soll es gehen. Den digitalen Wandel, Chancen, Risiken und Herausforderungen für Medienwirtschaft, Medienpolitik und Gesellschaft. Das lässt viel Diskussionsspielraum. Wozu das führen kann? Beliebigkeit? Abspielen bekannter Positionen? Ja und nein. Am besten hat es ein Podiumsteilnehmer zusammengefasst: Wir haben viele Fragen, aber noch sind wir nicht so weit, dass wir Antworten darauf hätten. Manchmal hätte man sich einfach nur gewünscht, die richtigen Fragen seien gestellt worden. Vielleicht wäre dann der Erkenntnisgewinn etwas höher ausgefallen. So aber blieb bei den Zuhöreren vielfach der Eindruck: Gut, dass wir mal drüber geredet haben. Aber sonst?
Unter jenen mit klaren - wenngleich auch meist bekannten - Positionen: Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Sie forderte bei ihrer Eröffnungsrede im Gerling Quatier in der Kölner Innenstadt unter anderem, dass die Sieben-Tage-Regelung, nach der viele Inhalte aus den Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen nach einer Woche wieder gelöscht werden müssen, aus dem Rundfunkstaatsvertrag gestrichen wird. "Die Medienbranche braucht Spielregeln - aber sie braucht vor allem auch Spielraum", sagte Kraft. Den Plänen von ProSiebenSat.1, Werbung zu regionalisieren, erteilte sie dagegen eine klare Absage. Durch eine Novellierung des Mediengesetzes müsse dem ein Riegel vorgeschoben werden. Weiterhin plädierte Kraft für eine gemeinsame Medienanstalt der Länder.
Meinungsstark zeigte sich wie gewohnt auch Tobias Schmid, VPRT-Vorsitzender und Chef der Medienpolitik bei RTL. Eine Medienregulierung, die nach wie vor einen Unterschied mache zwischen linearen und non-linearen Medien sei veraltet. "Natürlich können Sie die Welt auch einteilen in Tomaten und Nicht-Tomaten, aber das ist ebensowenig zielführend", sagte Schmid. Man könne nicht so tun, als wenn sich die Medienwelt weiterhin linear regulieren ließe.
Bis morgen wird in Köln auf dem Medienforum NRW weiter diskutiert. Mit welcher Erwartung geht man in den Freitag? Besser schraubt man sie ein bisschen runter. Dann kann man wenigstens nicht negativ überrascht werden.