Allerdings: Das Budget der Werbekunden beziehungsweise die Zahl der Spotabrufe ist vorher festgelegt - was dazu führte, dass die Gratis-Tickets der App nach wenigen Tagen sozusagen erst mal "ausverkauft" sind. Zu erfolgreich, könnte man sagen, zu gut die Idee. Geplant war, dass die Kontingente einige Wochen halten, sagt Philipp Dommers. Aber: Rund 10.000 Düsseldorfer haben "Welect Go" innerhalb von Tagen ausprobiert.

Von deren Erfahrungen fühlen sich Dommers und Peters bestätigt. Die Resonanz auf Facebook auf die werbefinanzierten Fahrkarten (eine Auswahl):

Reaktionen auf die werbegetriebene Fahrkarten-App Welect Go auf Facebook.

Dass die Kunden selbst entscheiden, ob und welche Werbespots sie anschauen, verbessere auch die Werbewirkung, versprechen Peters und Dommers. Sie haben den Vergleich ungewollter mit freiwillig geschauter Werbung von einem Institut messen lassen. Mit dem Ergebnis: Die Bereitschaft, das Produkt zu probieren (Trial) sei um 50 Prozent, die Markenwiedererkennung (Recognition) um 65 Prozent und die Aufmerksamkeit (Awareness) für den Spot um 126 Prozent höher gewesen als bei üblicher Werbung.

Aufmerksamkeit als Währung, das möchten Olaf Peters Wolf und Philipp Dommers langfristig als Bezahlsystem für kleine Geldbeträge etablieren. Auf dem Weg dahin sind die Welect-Gründer nun auf der Suche nach weiteren Werbekunden und Partnern, zum Beispiel andere Verkehrsbetriebe, Verlage und Serviceanbieter, um sie von ihrem Ticketsponsoring per App zu überzeugen. Die Idee, mit der freiwilligen Werbung Fahrscheine zu bezahlen, war übrigens eine Anregung der Befragten aus Welects Vorabstudien. Mit weiteren Großstädten sei man schon im Gespräch, sagen Peters und Dommers: "Ob die App dann ununterbrochen oder zu saisonalen Anlässen oder Aktionen Tickets ausgeben kann, prüfen wir derzeit."

Zwei Startkunden haben schon nachgelegt: Innogy und Douglas lassen weitere Gratis-Fahrkarten für die Düsseldorfer springen.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.