Youtube-Netzwerk:
Mediakraft: Jetzt geht auch Christoph Krachten
Nach Vermarktungschef Jan Schlüter verlässt jetzt auch Mitgründer und President Christoph Krachten das kriselnde Youtube-Netzwerk - offenbar nicht ganz im Frieden.
Nach Vermarktungschef Jan Schlüter verlässt jetzt auch Mitgründer und President Christoph Krachten das kriselnde Youtube-Netzwerk - offenbar nicht ganz im Frieden.
Krachten betont in seiner Pressemitteilung "die unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung des Multi-Channel-Networks". CEO und Mitgründer Spartacus Olsson hingegen dankt im offiziellen Mediakraft-Statement für Krachtens "bedeutenden Anteil an unserem enormen Wachstum. Mit ihm hat sich Mediakraft Networks als führendes Online-Video-Netzwerk für ein Millionenpublikum etabliert."
Anfang des Jahres hatte bereits der dritte Mitgründer und Sales-Chef Jan Schlüter die Brocken hingeworfen. Auch hier klang es nicht gerade nach einer gemeinsamen Entscheidung. Olsson wird Dominanz-Gehabe nachgesagt. Er gab den Kurs vor und delegierte Aufgaben. Was zu kurz kam, war der Kontakt zu den Klienten, den Youtube-Stars.
Seit vergangenem November kamen dem Netzwerk mit Florian "LeFloid" Mundt, Simon "Unge" Wiefels und dem Trio um ApeCrime gleich mehrer Channels aus dem Top-40-Ranking der größten deutschen Youtuber abhanden. ApeCrime hat sich soeben dem Netzwerk TubeOne angeschlossen. Nicht bestreiten kann Olsson, dass die Abgänge der Firma geschadet haben - eine Verkettung unglücklicher Entscheidungen wie W&V ausführlich analysierte (W&V 4/2015). Der Vorwurf lautete immer wieder: zu wenig Betreuung, unzureichende Vermarktung und unter dem Strich zu wenig Gegenleistung für den Share, den die Youtuber abgeben müssen. Am Ende verbleiben ihnen maximal knapp 30 Prozent der Erlöse.
Erst diese Woche befasste sich das Medienmagazin Zapp des NDR mit den Querelen im Youtuber-Markt. Dort firmiert Krachten noch als "Geschäftsführer Mediakraft". "Von der Szene zur Branche", fasst "Videopunk" Markus Hündgen die Entwicklung zusammen (hier geht es zum sechsminütigen Video, in dem Youtuber, Mediakraft und der Videopunk zu Wort kommen).
Wie Schlüter bleibt auch Krachten Gesellschafter. Die drei Gründer hatten vergangenen Sommer zwar eine neue Finanzierungsrunde durchgeführt, aber selbst keine Anteile verkauft. Damit haben sie den besten Zeitpunkt für einen finalen Exit verpasst. Bewertet wurde Mediakraft nach dem Deal laut W&V-Informationen mit rund 58 Millionen Euro. Die Gründer hielten Anfang des Jahres jeweils knapp 17 Prozent der Anteile. Der Rest verteilt sich auf Investoren und Mitarbeiter, darunter auch das Comedy-Trio Y-Titty, das nicht nur bei Youtube präsent ist, sondern auch einen eigenen Kinofilm plant.
Krachten will sich nun um die Video Days kümmern, die er aus der Taufe gehoben hat. Vergangenes Jahr kamen zu dem Event in Köln 15.000 Besucher. Dieses Jahr werden die Video Days parallel auch in Berlin im Rahmen der Webweek am 1. und 2. Mai stattfinden.
Was bei Mediakraft schief gelaufen ist und was man daraus lernen kann, lesen Sie in der Titelgeschichte von W&V 4/2015. Hier geht's zur Einzelheftbestellung.