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Media-Debatte: OMG-Sprecher Schulz sieht Werbekunden in der Verantwortung
OMG-Chef Klaus-Peter Schulz geht in der Media-Debatte in die Offensive und spielt den Ball Richtung Werbekunden: Die verzichteten "bewusst auf das letzte Stück Transparenz".

Foto: Simon Koy / W&V
OMG-Verbandssprecher Klaus-Peter Schulz wehrt sich gegen die Kritik an den Mediaagenturen. Die Media-Dienstleister würden 97 Prozent aller Rückvergütungen, die sie von Vermarktern auf das Buchungsvolumen erhalten, an die Werbekunden weiterleiten. Und auch die nicht volumenbezogenen Zahlungen verteidigt der Geschäftsführer der Organisation der Mediaagenturen (OMG): Dahinter stünden stets „reale Leistungen“, sagt Schulz im Interview mit W&V.
Vor allem diese Zahlungen von Medien an Mediaagenturen waren jüngst in die Kritik geraten. Der Vorwurf: Mediaagenturen würden mit überzogenen Sconti-Geschäften sowie überteuerten Forschungs- und Beratungs-Dienstleistungen Vermarkter zur Kasse bitten, ohne dass die eigentlichen Werbekunden davon wüssten. Über diese Geschäftspraktiken hatte W&V vor rund einem Jahr ausführlich berichtet. Der amerikanische Werbekundenverband ANA sorgte vor wenigen Wochen mit einem Bericht international für Aufsehen, in denen genau diese Praktiken ausführlich dargestellt und kritisiert wurden.
Schulz betont im großen W&V-Gespräch nun die Verantwortung der Werbekunden. Die verzichteten „bewusst auf das allerletzte Stück Transparenz“. Seine Argumentation: Die Unternehmen wollen das Media-System genau so, wie es ist, weil sie davon profitieren. Mediaagenturen seien „für Kunden ein marktrelevantes Korrektiv“.
„Der Kunde will vor allem Konditionen“, argumentiert Schulz. Kein Unternehmen gebe sich mit „dem Pro-Rata-Anteil“ zufrieden. „Sie wollen alle stärker von den Konditionen profitieren, als ihnen pro rata zustünde“. In den Musterverträgen des Werbekundenverbands OWM werde „theoretisch gefordert, „alle Konditionen-Bausteine auf den Tisch zu legen“. In „der Praxis“ werde das aber „so nicht umgesetzt“, sagt Schulz.
Die Aussagen des ehemaligen Geschäftsführers der Agentur-Holding BBDO bergen Sprengstoff und könnten die Media-Debatte erneut anfeuern. Denn wenn die Mehrzahl der Werbekunden sich ein größeres Stück vom Konditionen-Kuchen abschneidet, als ihnen von ihrem Budget-Volumen her zustünde, muss irgendjemand draufzahlen. Es scheint naheliegend, dass dies kleinere und schlecht informierte Werbekunden sowie kleinere Vermarkter sind, die dem Konditionendruck weniger entgegensetzen können. Schulz dazu: „Die Kunden wünschen keine Sozialsierung der Konditionen. Sie wollen dieses Wettbewerbselement“.