
Massenkommunikation-Studie: Internet ist „Freund und Feind“ klassischer Medien
Fernsehen und Radio sind trotz Online-Boom immer noch die meist genutzten Medien, so die Studie Massenkommunikation von ARD und ZDF, die jetzt als Buch erschienen ist. Warum das Internet zum „Freund und Feind“ erklärt wird ...
Fernsehen und Radio sind trotz Online-Boom immer noch die meist genutzten Medien. Das ist das Ergebnis der zehnten Welle der Studie Massenkommunikation, die im Auftrag der ARD/ZDF-Medienkommision 2010 erhoben wurde und jetzt als Buch erschienen ist.
Das Internet kann demnach Fernsehen und Radio nicht von deren Spitzenplätzen verdrängen, auch wenn die Verbreitung und Nutzung von Online stark zunehmen. „Als Universalmedium unterscheidet sich das Internet grundlegend von den klassischen Medien: Es kann Inhalte anderer Medien transportieren und ermöglicht gleichzeitig neue nicht-mediale Anwendungen“, beobachten die Analysten. Diese Eigenschaft mache das Internet zum „Freund und Feind“ anderer Medien zugleich, indem es einerseits um die begrenzte Zeit der Nutzer konkurriere, andererseits aber die Rezeptionschancen für klassischen Mediencontent erhöhen könne.
Die Welle 2010 der Studie Massenkommunikation ermöglichte es erstmals, diese Plattform- und Medienfunktion des Internets differenziert zu betrachten und die Nutzungsdauer des Internets in mediale und nicht-mediale Bestandteile aufzugliedern. So kann die Nutzung von klassischem medialem Content über das Internet den ursprünglichen Plattformen Fernsehen, Hörfunk und Tageszeitung zugeordnet werden.
Ergebnis: Über das Internet erreichten die Massenmedien Tageszeitung, Radio und Fernsehen im Jahr 2010 in der Summe täglich 28 Prozent der Erwachsenen. Dies zeigt die wichtige Rolle des Internets für die Mediennutzung, auch wenn nicht-mediale Anwendungen wie Kommunikation, Suchmaschinen, Surfen, Spielen oder E-Commerce deutlich überwiegen.
Das im Nomos-Verlag erschienene Buch dokumentiert die ausführlichen Ergebnisse zur Mediennutzung und Medienbewertung im intermedialen Vergleich seit 1964 – so lange wird die Studie Massenkommunikation bereits erhoben, meist etwa alle fünf Jahre. Insgesamt befragten die Institute Enigma GfK und MMA im Auftrag der ARD/ZDF-Medienkommision für die aktuelle Studie 4503 repräsentativ für die deutschsprechende Bevölkerung ausgewählte Personen ab 14 Jahren. Ermittelt wurden die Bindung an die Medien, ihre Reichweiten und Nutzungsdauer am Stichtag und im Kontext anderer Tätigkeiten, die Funktionen der Medien - auch in der Konkurrenz der beiden Rundfunksysteme und im Kohortenvergleich -, ferner die Einschätzungen der Menschen über die zukünftige Entwicklung der Mediennutzung.