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Mein perfektes Wochenende:
Marco Zingler: Mein perfektes Wochenende in der Eifel
In unserer Serie beschreiben Agenturchefs, wie für sie das "perfekte Wochenende" in ihrer Stadt aussieht. Denkwerk-Chef Marco Zingler zieht es allerdings in sein Wochenendhäuschen.
![Marco Zingler: "Landlust" lautet seit ein paar Jahren das Zinglersche Motto.](/var/wuv/storage/images/werben_verkaufen/agenturen/marco_zingler_mein_perfektes_wochenende_in_der_eifel/8128474-8-ger-DE/marco_zingler_mein_perfektes_wochenende_in_der_eifel9_gross.jpg)
Foto: M. Zingler
Ich habe in der W&V-Serie einiges über die "perfekten Wochenenden" meiner Kollegen gelesen - und darin vieles wiedererkannt, was ich selbst gerne mag.
Was Wunder, die Autoren sind Agenturgeschäftsführer in mittleren Jahren und wohnen dort, wo es große Agenturen gibt: in den großen Städten – wie ich. Die Denkwerk-Standorte befinden sich in den vier größten Städten Deutschlands (so wie die meisten unserer Kunden) und daher verbringe ich viel Zeit mit dem typisch urbanen Leben und Arbeiten.
Der Ort
Aber die Wochenenden sehen bei mir seit einigen Jahren ganz anders aus. Irgendwann ist meiner Frau und mir bewusst geworden, dass unser Leben zu schnell getaktet ist und dass wir zumindest in der Freizeit etwas Anderes wollen. Sie kam auf die Idee, dass wir ein Haus auf dem Land suchen sollten. Das habe ich zunächst rundheraus abgelehnt, da ich mir weder vorstellen konnte, auf dem Land – quasi in der "Verbannung" – zu leben, noch die Pendelei in Kauf nehmen wollte.
"30 km hinter Köln beginnt irgendwann Tschetschenien"
Wir haben uns auf einen Kompromiss geeinigt: Einen 200 Jahre alten, recht kleinen Bauernhof in der Eifel und eine Stadtwohnung in Köln, fußläufig zur Agentur in Ehrenfeld. Ich dachte an das bekannte Adenauerzitat, wonach 30 km hinter Köln irgendwann Tschetschenien beginne – aber nun waren es sogar 82 km geworden.
Der Hof liegt in der Gemeinde Dahlem, dem am dünnsten besiedelten Landkreis Nordrhein-Westfalens, ganz im Westen an der belgischen Grenze - und gehört zu einem Dorf mit weniger als 300 Einwohnern.
Anfangs war unsere Erwartung, dass wir am Wochenende je nach Wetter auf der Couch oder der Gartenliege faulenzen würden, unterbrochen von Spaziergängen, Joggen um den See im Tal oder einer Mountainbike-Tour. Und gelegentlich komme ich auch noch dazu.
Aber dann ist uns langsam bewusster geworden, dass zu dem kleinen Hof auch ein Grundstück gehört. Die Wiese muss im Frühjahr und Sommer alle sieben bis vierzehn Tage gemäht werden. Dafür brauche ich einen Rasentraktor und zweieinhalb Stunden Zeit.
Spätestens nach einem Sturm – und den gibt es in der Eifel häufiger – brechen große Äste ab, oder es fallen gleich komplette Bäume um. Dieses Holz verwenden wir zum Heizen im Herbst und Winter. Und Winter ist hier gefühlt das halbe Jahr. Aber Holzhacken ist für mich eine fast meditative Übung.
Wir leben auf einem ehemaligen Bauernhof - und von Juni bis Ende Oktober stehen tatsächlich noch drei Bullen auf unserer Weide. Sie gehören einem Biobauern, der sie irgendwann vorbeibringt und sich dann nicht mehr um die drei kümmern muss. Denn sie finden alles, was sie brauchen, auf der Wiese. Hier wachsen viele Kräuter, die es auf normalen Weiden aufgrund der Überdüngung nicht mehr gibt. Wasser bekommen sie vom Bach und gelegentlich besuchen wir die Bullen und bringen Karotten mit, die sie lieben und aus der Hand fressen.
Mit der Zeit habe ich meine "Stadtwahrnehmung" etwas geschärft und finde jetzt regelmäßig die verschiedensten Wildtiere. Da wir am Waldrand wohnen, trauen sich früh morgens sogar Rehe bis an das Haus.
Auf der Wiese lebt ein Bergmolch, den man aber eigentlich nur im Frühjahr während der Brautschau findet - meinen nenne ich "Lurchi". In dieser Zeit verliert er die Scheu und spaziert am helllichten Tage durch die Gegend. Dann muss ich sehr aufpassen, dass Lurchi nicht unter den Traktor kommt.
Als wir das erste Mal auf dem Hof übernachteten, konnten wir zunächst nicht einschlafen. Es war absolut still. Kein Hintergrundrauschen von den Autobahnen, die in den Städten immer zu hören sind. Dafür wurden wir im Morgengrauen von den vielen Vögeln geweckt, die mit den ersten Sonnenstrahlen ihre Lieder singen. Und zwar laut. Wir haben uns entschlossen, keine Gardinen an den Fenstern anzubringen und werden jetzt auch mit der Sonne wach. Und wir schlafen, wenn wir müde sind.
Bevor ein falscher Eindruck aufkommt: Wir sind nicht eremitisch veranlagt und freuen uns immer über Besuch von Freunden. Wir hatten zunächst Sorgen, dass wir aufgrund der Distanz weniger Zeit mit Freunden verbringen würden. Aber es hat sich das Gegenteil herausgestellt. Wer uns besucht, bringt Zeit mit und bleibt oft über Nacht. So haben wir mehr und qualitativere Zeit für Freunde, als wir das in Köln hatten.
An schönen Abenden sitzen wir mit einem Wein hinter dem Haus auf der Wiese und schauen über das Tal. Und manchmal denke ich sogar, dass ich ein Glückspilz bin. Und dann ist Montag.
Zur Person:
Marco Zingler (47) ist Geschäftsführer der 1998 gegründeten Digitalagentur Denkwerk. Der gebürtige Kölner ist außerdem Vizepräsident des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW).