
MTV: Warum der Musiksender jetzt auf Abo-TV setzt
Die Meldung hat am Dienstagmorgen wie eine Bombe eingeschlagen: MTV wird zum Abo-Sender umgebaut. W&V-Redakteurin Petra Schwegler hat darüber mit MTV-Vize Jin Choi gesprochen.
Die Meldung hat am Dienstagmorgen wie eine Bombe eingeschlagen: MTV, frei empfangbarer Kult-Clipkanal der Viacom-Familie, wechselt 2011 ins Abofernsehen. Zu den Hintergründen dieser deutschen Premiere im TV-Markt spricht W&V Online mit Jin Choi, Senior Vice President und stellvertretender General Manager bei MTV Networks in Berlin.
Herr Jin Choi, im Free-TV ist MTV zuhause. Nun der Wechsel ins Pay-TV, wo der Sender erst seinen Platz finden muss. Welche Gründe hat ein Konzern für einen solch weitreichenden Schritt?
Ganz einfach: Wir waren mit MTV immer Trendsetter und wollen das auch bleiben. Die Märkte verändern sich, wir passen uns in einem proaktiven Schritt an. MTV kommt ja nicht aus dem Nichts; wir führen eine starke Marke in den wachstumsstarken Abo-Markt über. Durch die Verknappung beliebter MTV-Themen wird ihre Attraktivität sogar noch erhöht. Unser Ziel ist ganz klar dort zu sein, wo unsere Zielgruppen das Programm erwarten. Die anderen Free-TV-Sender Viva, Nickelodeon und Comedy Central werden davon profitieren.
Wie ist das gemeint?
Wir können mit dem Wechsel von MTV ins Pay-TV ab Januar kommenden Jahres eine nachhaltige Struktur und Distribution für all unsere Sender schaffen. Auf lange Sicht ist die technische Reichweite von Viva, Nickelodeon und Comedy Central in Kabelnetzen und auf sonstigen Plattformen gesichert. Wir können unser Free-TV-Portfolio künftig glasklar positionieren. Beides zahlt auf die Planbarkeit der Marken bei Werbepartnern ein. Außerdem können wir Viva neu ausrichten.
Viva wird ergo der Free-TV-Musik- und Jugendkanal von MTV Networks. Wird der Sender dafür im großen Stil umgebaut?
Ja. Viva wird ab Januar runderneuert, Look und Feel werden neu sein. Geplant ist derzeit, dass Viva künftig MTV-Fenster ausstrahlen wird. Details werden wir den Werbekunden ab Mitte Oktober auf der Agenturtour unseres Vermarkters Viacom Brand Solutions nahe bringen. So viel darf ich verraten: Wir werden mehr Viacom-Inhalte auf dem neuen "Super-Viva“ platzieren können.
Apropos Werbekunden: Wird der Ausstieg von MTV aus dem Free-TV-Markt Auswirkungen auf Viacom Brand Solutions haben?
Nein. Es gibt weiterhin viel bei MTV zu tun. Sponsoring etwa wird auch in der Abo-Variante angeboten. Zudem ist unser Free-TV-Portfolio künftig trennschärfer aufgestellt und damit für den Werbemarkt noch attraktiver.
Für MTV sind offenbar schon viele Plätze auf deutschen Pay-TV-Plattformen sicher. Wie sieht es mit dem geplanten zusätzliche Sender MTV brand new aus?
Die Idee eines in Deutschland gestalteten reinen Musiksenders ist aus dem Feedback von Kabelnetzbetreibern und Distributionsplattformen entstanden. Das Interesse daran ist entsprechend groß. Für uns bedeutet MTV brand new, dass wir unsere Kompetenz als Trendsetter in Sachen Musik und Jugend voll ausspielen können – als Spürnasen für aktuelle Trends. Der Sender startet am 1. Januar und bietet rund um die Uhr die aktuellste Musik.
Gibt es bei Viva, Nickelodeon und Comedy Central ebenfalls Pay-TV-Überlegungen?
Unser Geschäftsprinzip basiert auf verschiedenen Modellen. Wir haben dadurch eine sehr solide Basis mit starkem Wachstum in den vergangenen Jahren und guten Aussichten für die Zukunft. Unser Free-TV-Portfolio ist mit Viva, Nickelodeon und Comedy Central bestens aufgestellt. So soll es auch bleiben. Denkbar ist allerdings, dass bestimmte sehr erfolgreiche Produktionen als Spin-offs für ein Abo-Modell neu aufgestellt werden.