Reichweiten:
MA Zeitungen und Zeitschriften: Leser sortieren viel aus
Lokale Zeitungen und gut gemachte Nischen-Magazine tragen laut MA 2014 Tageszeitungen und MA 2014 Pressemedien II Pluszeichen. Alles in allem verliert Print aber weiter an Reichweite.
Sowohl Zeitungen als auch Zeitschriften verlieren weiter an Reichweite, überregionale Blätter wie "taz, "FAZ", "Welt", "Bild" und "SZ" tun sich zunehmend beim Leser schwer. Während die Magazine laut MA 2014 Pressemedien II von 91,3 Prozent über 14-Jährigen in Deutschland gelesen werden und nur um 0,2 Prozentpunkte gegenüber der Vorjahres-Mediaanalyse nachgeben, sinkt die Reichweite der Zeitungen in der MA 2014 Tageszeitungen im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozentpunkte auf 63,2 Prozent. Doch hier nennt die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (ag.ma) Ausnahmen: Die regionalen Abozeitungen schneiden demnach mit einem deutlich geringeren Reichweitenverlust von 0,5 Prozentpunkten "sehr stabil" ab.
Zu den Zeitschriften: Mehr als 64 Millionen Leser zählt die Gattung laut ag.ma, der Durchschnittsbürger in Deutschland liest statistisch 8,5 Zeitschriften. Die Programmies bleiben mit fast 60 Prozent (genau: 59,75) die reichweitenstärkste Gattung (18 ausgewiesene Titel). Im Segment verlieren aber die meisten Titel und bestätigen den Trend der vierteljährlichen IVW. Einzig Titel wie "TV pur" oder "Hörzu" wachsen nennenswert (Index 108 und 105). Die zweitstärkste Gattung bilden laut MA 2014 Pressemedien II die 16 "Aktuellen Zeitschriften und Magazine", die 44,37 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahren erreichen. Hier können "Focus" (Index 104) und "Spiegel" (Index 103) gegenüber 2013 leicht zulegen, der "Stern" aus dem Hause Gruner + Jahr stagniert nach dem Relaunch vor einem Jahr bei minimalem Verlust (Index 99). Allerdings hat das Gruner-Flaggschiff mit 6,99 Millionen Lesern ab 14 Jahren gegenüber "Spiegel" (6,07 Millionen Leser) und "Focus" (4,54 Millionen Lesern) die Nase deutlich vorn.
Bei Burda in München wirkt das Team erleichtert, dem lange anhaltenden Minustrend nachhaltig entgegensteuern zu können: "In den vergangenen anderthalb Jahren haben wir gemeinsam mit der Chefredaktion vielfältige Anstrengungen unternommen, um das Produkt zu verbessern - zum Beispiel den Relaunch, neue digitale Angebote oder die Stärkung des Berliner Standorts. Der Redaktion sind viel beachtete Enthüllungen wie die um Ullrich, Hoeneß oder Gurlitt gelungen. Dies hat zu einer deutlich erhöhten Wahrnehmbarkeit von Focus geführt, zum zweiten Mal in Folge gewinnen wir laut MA an Reichweite, auch für die sogenannten Entscheider hat die LAE zuletzt Zuwächse ausgewiesen", betont BurdaNews-Geschäftsführer Burkhard Graßmann. Das macht den Verlag für den Moment sehr zufrieden, "wir wissen aber auch, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben", so Graßmann über "Focus".
Auf 28,83 Prozent Reichweite kommt laut ag.ma die Motorpresse, fast ebenso viele Menschen lesen wöchentliche Frauenzeitschriften (28,15 Prozent). Die monatlichen Frauenzeitschriften legen als Gattung zwar an Reichweite deutlich zu (von 14,2 auf 14,9 Prozent). Interessant: Der Trend hin zu Garten-, Land- und Kochzeitschriften ist ungebrochen, aus diesen Bereichen kommen die größten Zuwächse der aktuellen MA (Index 123 für "Lecker"). Mit Wohn-Titeln tut sich der Leser indes etwas schwerer als früher, hier sind teils hohe Reichweitenverluste zu verzeichnen (Index 76 für "Living at Home"). Durchgehend im Minus: die in der MA Printmedien gelistete Jugendpresse der "Bravo"-Familie und "Popcorn" (Index 83 bis 92).
Eine positive Bilanz kann "Bravo"-Mutter Bauer dennoch ziehen: Fast jeder Zweite (49 Prozent) – das sind 34,3 Millionen – liest eine Zeitschrift aus dem Hamburger Verlag. Dieser freut sich zudem, mit der Zeitschrift "Meins" für Frauen über 50 "gleich in der ersten Erhebung einen ausgezeichneten Start" hingelegt zu haben: Hier belegt die ag.ma eine Reichweite von 630.000 Leserinnen. Bauer nennt den Titel einen "der erfolgreichsten Neustarts in der MA der letzten Jahre". Reichweitensieger unter den Zeitschriften bleibt – trotz aller Skandale im Headquarter und Austritten von Mitgliedern – die "ADAC Motorwelt" mit jetzt über 16 Millionen Lesern (Index 102). Für die MA 2014 Pressemedien II wurden insgesamt 38.296 Personen in Deutschland befragt.
Übrigens: Im Nachkomma-Bereich zeigt sich laut agma, dass die absolute Anzahl der Leser trotz des leichten prozentualen Reichweitenverlusts geringfügig wächst – von 64,35 auf jetzt 64,39 Millionen Leser. Grund: die aktuellste amtliche Bevölkerungsstatistik. So wuchs die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren (und damit die Grundgesamtheit der MA Pressemedien) im Vergleich zur letzten MA um 198.000 auf 70,524 Millionen an. "Ein Faktum, dass sich in den absoluten Gesamtreichweiten widerspiegeln muss – auch wenn es wegen des geringen Ausmaßes bei der Betrachtung der einzelnen Titel nicht ins Gewicht fällt", teilt die ag.ma dazu mit.
Details zu den Zeitungsreichweiten: Die Gesamtreichweite aller Zeitungen liegt bei 44,6 Millionen deutschsprachigen Personen ab 14 Jahren, was einer Reichweite von 63,2 Prozent entspricht. Regionale Abozeitungen werden täglich von mehr als der Hälfte der Bevölkerung gelesen (51,1 Prozent), Kaufzeitungen von knapp einem Fünftel (18,1) und überregionale Tageszeitungen von 4,7 Prozent der über 14-Jährigen. "Die leicht sinkenden Reichweiten der Tageszeitungen sind angesichts der rasanten Veränderungen der Medienlandschaft und der Mediennutzung wenig überraschend", erklärt Gerhard Müller, Vorstand Tageszeitungen der ag.ma – und fügt hinzu: "Erfreulich ist, dass die Reichweiten der Tageszeitungen bei besser Gebildeten gegen den Trend unverändert hoch sind." Für höher Gebildete sei "hochwertiger Content gerade in gedruckter Form ein ausschlaggebender Faktor der Mediennutzung". "Deshalb lesen über zwei Drittel der Menschen mit Hochschulstudium Tageszeitungen", so Müller.
Vor allem lokale und regionale Informationen würden nach wie vor in der Tageszeitung gesucht und gefunden, weil laut Müller "kein anderes Medium in dieser Form vor Ort berichtet". Während über alle Zeitungsgattungen hinweg die Reichweite im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozentpunkte auf 63,2 Prozent sinkt, zeigen sich die regionalen Abozeitungen mit einem deutlich geringeren Reichweitenverlust von 0,5 Prozentpunkten "sehr stabil".
Die Zahlen sprechen für sich: Während der Bonner "General-Anzeiger" vor Ort weitere Leser gewinnt und mit einem Zuwachs von 35 Prozentpunkten gegenüber Vorjahr das größte Plus der MA 2014 Tageszeitungen aufweist, kämpft die überregionale Presse. Die "taz" muss sich gegenüber Vorjahr mit einem Index von 80 bei der Reichweite abfinden, "FAZ" (Index 86), Springers "Welt" (Index 89) und die "Süddeutsche Zeitung" (Index 90) haben ebenfalls an Lesern eingebüßt. Der Boulevard-Tagestitel "Bild" schrumpft auch – allerdings auf höchstem Reichweiten-Niveau und jetzt 11,32 Millionen Lesern deutschlandweit (Index 93). Beim überregionalen Wirtschafts-Titel "Handelsblatt" läuft es indes gut (Index 102). Mit 1,62 Millionen Lesern liegt "Die Zeit" weiterhin deutlich vor den Sonntagszeitungen "Welt am Sonntag" (0,99 Millionen Leser) und "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (0,78 Millionen Leser). Bei den Reichweiten stagnieren indes alle drei (Index 99 und 98).
Interessant: Die "Abendzeitung" verzeichnet im Jahr der Insolvenz und nach dem Neustart mit nur mehr einem kleinen Redaktionsteam unter neuer Herrschaft ein Reichweitenplus (Index 105). Ob der lokale Münchner Titel dieses Niveau halten kann? Für die diesjährige MA 2014 Tageszeitungen wurden 136.366 Menschen in Deutschland ab 14 Jahren befragt.