Michael Schilling, "AZ"-Chefredakteur: "Ich bin dankbar, dass unsere Eigentümer die personellen und finanziellen Ressourcen zur Verfügung stellen, damit wir unser redaktionelles Angebot ausweiten und kontinuierlich verbessern können. Diesen Weg wollen wir weitergehen, denn die Ideenliste der Redaktion ist noch lang."

Redaktionell hat sich seit der Übernahme einiges geändert. Die Entscheidung, im ersten Teil der Zeitung mit der ausführlichen München-Berichterstattung anstatt der Weltpolitik zu beginnen, sei von den Lesern positiv aufgenommen worden, heißt es in der Pressemeldung von MHBK Rechtsanwälte Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen. Axel Bierbach hatte 2014 die Insolvenz der Abendzeitung verwaltet.  

Neben der lokalen Berichterstattung hat die "AZ" den Politikteil ausgeweitet. Die Freitagsausgabe wurde um eine Kinderzeitung und die Samstags-"AZ" um ein Wochenendmagazin aufgewertet. Ab Mitte Dezember werde der "AZ" auch wieder ein eigenes wöchentliches Fernsehjournal beiliegen. Eigene Aktionen der Marke "AZ", zum Beispiel der Modelwettbewerbs "Die schöne Münchnerin" oder der Kunst- und Kulturpreis "AZ Sterne", seien "erfolgreich weitergeführt" worden. Der Verlag betont außerdem, dass alle redaktionellen Texte des Blattes "exklusiv für die 'AZ' produziert" würden, die Feuilletonredaktion sogar "andere Zeitungen der Verlagsgruppe mit Berichten über die Münchner Kulturszene" beliefere.

Mit dem Online-Auftritt zeigt sich der Verlag ebenfalls zufrieden. Das Internetangebot liege mit rund 2,4 Mio. Unique Usern (Juli 2015, Quelle: Agof Digital Facts) auf Platz zehn unter den reichweitenstärksten Tageszeitungen in Deutschland, bei den Regionalzeitungen sogar auf Platz fünf. Das "AZ"-Angebot (Internet und Mobile) kommt demnach derzeit monatlich auf rund 30 Mio. Seitenaufrufe und sechs Mio. Visits. Im kommenden Jahr wird der Verlag gezielt in den Ausbau des Internetangebots investieren.

Kritisiert worden war unmittelbar nach der Übernahme, dass durch den Druck in Straubing die "AZ" so früh in Druck gehe, dass die Aktualität massiv leide. Damit ist nun offenbar Schluss: Verleger Balle druckt die Abendzeitung künftig in seinem neuen Druckzentrum in Landshut. Dort könne die gesamte Auflage um 23 Uhr, aus aktuellem Anlass sogar später, gedruckt werden. "Somit kommen alle Leserinnen und Leser in den Genuss aktuellster Informationen, nicht zuletzt aus dem Sport. Bisher konnte aus technischen Gründen nur ein Teil der Auflage am späten Abend aktualisiert werden." Der Druck war vor der Übernahme schon das größte Problem der "AZ": Der Vertrag mit der Süddeutsche Societäts-Druckerei GmbH (FAZ-Gruppe) hatte deutlich über Marktpreis gekostet und letztlich zur Insolvenz der "AZ" geführt. Der Druckerei in Maisach war mit der "AZ" rund die Hälfte des Auftragsvolumens weggebrochen.

Die Mediengruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung gehört zu den größten Verlagshäusern Süddeutschlands und hat ihren Stammsitz in Straubing. Der Verlag gibt 16 Regionalzeitungen und sieben Anzeigenblätter heraus.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.