I have a stream!

Dann die gute Nachricht: Der Sponsor DKB streamt die Spiele der deutschen Mannschaft und (weitere Partien) auf seiner Website. Genauer gesagt importiert man dort den Stream aus dem Youtube-Channel der Bank. Gewollt oder nicht, aber es passt gut zum Claim "Das kann Bank". Und Zuschauerzahlen in Echtzeit gibt es auch.

Wer jetzt kommentiert, es sei alles nur eine PR-Geschichte von DKB und Jung von Matt, dem kann ich nur ein gelangweiltes "Na und?" entgegnen. Sie sollen die Handball-WM gerne zu PR-Zwecken nutzen. Wer was auf die Beine stellt und den Drive hat, neue digitale Wege (in Deutschland) zu gehen, der kann auch gerne am Finaltag angeschwippster sein als die frischgebackenen Weltmeister. 

Die Spiele werden ohne Berichterstattung und Interviews gezeigt, das wird sicher gewöhnungsbedürftig. Die Kommentare und die Show drumrum sind ja die Hauptgründe für meine neuerliche Liebe zum American Football. Was Buschi, Icke, das weitere Team und vor allem Coach Esume da bei Ran NFL jeden Sonntag abreißen, ist ein Benchmark für Sportberichterstattung in Deutschland. Publikumseinbezug vom Feinsten.

American Football ist ein gutes Thema. In den USA gibt es zurzeit eine riesige Diskussion um die Einschaltquoten der NFL, also gewissermaßen um den heiligen Gral des amerikanischen Fernsehmachers. Um 8 Prozent sind die Einschaltquoten im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Neben vielen anderen Faktoren wie der US-Wahl ist digitales Streaming auf Portalen wie Game Pass der Hauptgrund für sinkende Zahlen der klassischen Kabelsender. (Auch Twitter zeigt die Thursday-Night-Spiele, das spielten bei der Auswertung und den 8 Prozent jedoch keine Rolle.)

Die Zahlen sind also für das klassische Fernsehen rückläufig. Das ist eine stetige, aber bestimmte Entwicklung. Ob ich das Spiel bei Fox, auf Ran.de oder bei Twitter schaue, ist mir egal. Ein Klick, und der Stream wird auf das Fernsehgerät übertragen. Fernsehgerät, oder wie man heute sagt: "Großer Monitor".

Alles ist ein Fernseher

Diese Diskussion um "Ich habe keinen Fernseher" kann sich bitte auch mal abschaffen. Jeder, der ein Handy hat, hat heute auch einen "Fernseher". Was die Leute nicht alle haben, ist Kabelfernsehen.

Für junge Mediennutzer ist das TV-Gerät nicht viel mehr als ein etwas größerer Screen, auf dem sich Netflix oder Bibi-Beauty-Videos angenehmer abspielen lassen. Selbst in meinem Mitdreißigerfreundeskreis ist es längst ein Trend: große Fernseher und wenig Interesse am klassischen Fernsehprogramm. Warum auch? Na gut, Sport, das Dschungelcamp und das "Traumschiff" mit den Eltern am zweiten Weihnachtsfeiertag mal ausgenommen: Ich will das, was ich sehen möchte, unabhängig von "Programm" und Endgerät sehen. Und das ist eben Handball auf der Website der DKB. Danke!

Klassische Sender und Kabelanbieter haben diesen Trend natürlich auch erkannt und arbeiten an Lösungen für das "Streaming der Zukunft". Übrigens steht noch ein weiterer Konkurrent ins Haus: Facebook zeigt jetzt auch NBA-Spiele.


Autor: Markus Sekulla

W&V-Kolumnist Markus Sekulla ist freiberuflicher Unternehmensberater im Bereich Kreative/Digitale Kommunikation. Er befasst sich in der nicht immer klar zu trennenden Frei-und Arbeitszeit am liebsten mit New Work, Trends, digitalen Kampagnen und kreativen Ideen.