
Nachhaltig einkaufen:
Lidl setzt auf Bioland
Ab November 2018 baut der Discounter sein Bio-Sortiment aus und bietet immer mehr Produkte mit dem Bioland-Siegel an. Das soll auch neue Kunden anlocken.

Foto: Lidl/Bioland
Eineinhalb Jahre lang wurde verhandelt, nun startet im November die Zusammenarbeit von Lidl und Bioland, einem der führenden Verbände für ökologischen Landbau in Deutschland. Gemeinsam will man "hochwertige und heimische Bio-Produkte auf breiter Basis in die Gesellschaft bringen sowie sich langfristig für die Weiterentwicklung einer nachhaltigen Land- und Lebensmittelwirtschaft einsetzen".
Erste Produkte mit dem Bioland-Siegel wird es ab November 2018 geben, etwa Äpfel und Topfkräuter, regional je nach Verfügbarkeit auch einzelne Molkereiprodukte. Ab Januar 2019 kommt ein breiteres Sortiment an Milch- und Molkereiprodukten wie Joghurt, Quark, Sahne, Butter, Käse und Frischkäse hinzu. Auch Weizen- und Dinkelmehl sowie Bioland-Kartoffeln sind in allen deutschen Lidl-Filialen geplant. Schrittweise werden weitere Obst- und Gemüseartikel im bundesweiten oder regionalen Angebot folgen. Kunden erkennen die Produkte am grünen Bioland-Label auf den Verpackungen, die Lidl-Eigenmarke "BioOrganic" fungiert weiterhin als Bio-Vermarktungsdach.
Rund ein Viertel des "BioOrganic"-Sortiments soll ab Anfang 2019 das Bioland-Siegel tragen. "Wir wollen unser Bio-Sortiment gemeinsam mit Bioland schrittweise erweitern und Bio-Produkte dort, wo es möglich ist, auf den hohen Bioland-Standard heben", sagt Jan Bock, Geschäftsleiter Einkauf bei Lidl Deutschland.
Bio für die Masse
Aber wie passt das zusammen – hochwertige Bioprodukte im Discounter? Da geht es doch immer nur um billig, Masse statt Klasse. In einem Spiegel-Online-Interview sagt Jan Plagge, Präsident von Bioland e.V.: "Bioland-Produkte werden über Qualität und nicht über den Preis vermarktet – das ist ein Paradigmenwechsel. Der bisherigen, ruinösen Logik wird nicht mehr gefolgt. Selbst Einbußen bei der Marge scheint Lidl dafür in Kauf nehmen zu wollen." Preise sollen also nicht nach unten angepasst werden, wenn zum Beispiel ein Mitbewerber billiger wird.
"Unsere Werte und unser Qualitätsanspruch werden sich durch die Kooperation mit dem Discount nicht verändern", heißt es auf der Website des Verbandes. Bioland sehe die Biolandwirtschaft und die Verbraucher als Teil einer Bewegung für eine lebenswerte Zukunft für die kommenden Generationen. Jeder Bioland-Artikel, der anstelle von konventionell erzeugten Produkten verkauft wird, leiste einen Beitrag zum Umwelt-, Tier- und Klimaschutz.
Auch für die Landwirte sehen die Partner die Kooperation als Chance, um ihre Betriebe zukunftsfähig weiterzuentwickeln und fair vergütet zu werden. "Gemeinsam mit Bioland können wir über eine gesteigerte Nachfrage weitere Betriebe zur Umstellung auf den ökologischen Landbau motivieren", meint Bock. Um eine ausreichende Versorgung mit Bioland-Rohstoffen zu gewährleisten, soll schrittweise konventionellen Betrieben oder EU-Bio-Betrieben die Umstellung auf Bioland-Kriterien ermöglicht werden.
Strenge Vorgaben
Neben Demeter und Naturland zählt Bioland zu den größten Bio-Anbauverbänden in Deutschland, die auf strengere Kriterien setzen als das beim Bio-EU-Siegel der Fall ist. So muss beim Bioland-Standard zum Beispiel der gesamte Betrieb auf Bio-Landwirtschaft umgestellt werden, nicht nur ein Teilbereich. Es dürfen keinerlei chemisch-synthetischen Pestizide und Dünger eingesetzt werden. Pro Hektar dürfen weniger Geflügel und Schweine gehalten werden als beim EU-Standard. Tiertransporte dürfen maximal vier Stunden und 200 Kilometer lang sein. Es muss 100 Prozent mit Biofutter gefüttert werden, davon mindestens 50 Prozent vom eigenen Hof. Ein weiterer Pluspunkt: Bioland legt sehr viel Wert auf Regionalität.