
Änderung Fairtrade-Strategie:
Lidl: "Die Kunden wollen Billig-Bananen"
Als erster Supermarkt wollte Lidl alle Bananen im Sortiment auf Fairtrade-Ware umstellen. Nun rudert das Unternehmen zurück: Der Kunde möchte es anders.

Foto: Jakub-Kaliszewski/Transfair
Lidl wird nicht, wie im September 2018 angekündigt, nur noch fair gehandelte Bananen anbieten. Der Kunde soll weiterhin selbst entscheiden können, welche Früchte er kauft. Der Konsument wolle die billige Banane, sagt Lidl-Chef Klaus Gehrig auf einer Pressekonferenz. Er bezeichnet es als Fehler, sich ausschließlich auf Fairtrade-Ware zu beschränken.
"Es ist uns nicht gelungen, den Kunden von unserem Engagement zu überzeugen. Daher lassen wir unseren Kunden die Wahl und bieten zukünftig drei Bananenvarianten an", erläutert Jan Bock, Geschäftsleiter Einkauf bei Lidl Deutschland. Ab Sommer 2019 gibt es beim Discounter konventionelle und Bio-Bananen mit Fairtrade-Zertifizierung sowie Bananen im Preiseinstiegssegment mit Rainforest-Alliance-Siegel.
Dabei ist es schon verwunderlich, dass In Deutschland ein Kilo Bananen für weniger als einen Euro zu haben ist und somit deutlich billiger als heimische Äpfel. Sogar Fairtrade-Bananen wurden bei Lidl für 1,09 Euro das Kilo verkauft. Für ein Produkt, das um die halbe Welt reisen muss, bevor es bei uns im Supermarkt landet, ein durchaus akzeptabler Preis - von teuer kann da keine Rede sein!
Eine nachhaltige und faire Produktion sei bei Preisen unter einem Euro für das Kilo Bananen gar nicht nicht möglich, sagt Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von Transfair, gegenüber der Lebensmittel Zeitung.
Fairtrade Entwicklung
Erst kürzlich veröffentlichte der Verein Transfair den Fairtrade-Jahresbericht 2018, demzufolge immer mehr Menschen in Deutschland zu fair gehandelten Waren greifen. So stieg der Umsatz mit Fairtrade-Produkten um 22 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro an. Vor allem Bananen, Kaffee und Kakao mit dem grün-blau-schwarzen Fairtrade-Logo verkaufen sich gut.
Genau genommen gingen 2018 rund 92.000 fair gehandelte Bananen über die Ladentheken, sechs Prozent mehr als 2017. Sie waren laut Transfair die mit Abstand beliebteste Südfrucht. Die fair gehandelte Variante hatte einen Marktanteil von 13,5 Prozent.
"Der faire Handel wächst, aber er wächst nicht schnell genug", so Overath. "Produzenten leiden massiv unter niedrigen Börsenpreisen. Junge Leute wenden sich von der Landwirtschaft ab, weil sie nicht von ihr leben können. Wenn wir Kakao, Bananen und Kaffee in Zukunft genießen möchten, brauchen wir daher dringend mehr Unternehmen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und eine Politik, die fairen Handel stärker fördert", sagt Overath.
Da ist der Schritt von Lidl einer in die falsche Richtung. Dennoch möchte der Discounter sich weiterhin für fair gehandelte Waren stark machen. "Wir werden unsere Kunden auch in Zukunft unter anderem am Point-of-Sale über den Mehrwert von Fairtrade-zertifizierten Produkten aufklären, wir stehen zu Fairtrade", sagt Bock.
Weitere Infos gibt es im ausführlichen Fairtrade-Jahresbericht.