Auch wenn der Baumarkt in seiner Kommunikation selbst keinen Bezug zur Architekturschule herstellt und es wohl eine Art Koexistenz-Vereinbarung gibt - die Markenvorherrschaft der Baumarktkette hat konkrete Konsequenzen für die Nachfolge-Institutionen der berühmten Architektur- und Designschule in Berlin, Dessau und Weimar. So verkauft das Bauhaus-Archiv wegen der Markenkonkurrenz bestimmte Produkte nicht mehr in seinem Museumsshop, was dem Umsatz schadet. 

Zehentbauer wirft den Bewahrern des Bauhaus-Vermächtnisses deshalb Versäumnisse beim Schutz des Namens vor. Dieser müsse mittlerweile als Synonym für moderne Architektur und Design herhalten - so etwa auch in der Werbung von Microsoft. Markenämter ließen immer weniger Neueintragungen mit dem Begriff Bauhaus zu, mit dem Argument, dieser sei im allgemeinen Sprachgebrauch längst ein beschreibender Stil- und Epochenbegriff. Dabei habe es einen einheitlichen Bauhaus-Stil nie gegeben. "Der Begriff hat sich verselbständigt, er ist so elastisch wie Kaugummi", klagt Zehentbauer. Die heutigen Bauhaus-Institutionen müssten "gegen diesen Prozess der Popularisierung" ankämpfen. Was schwer ist, wenn ein wirtschaftlich überlegener Baumarkt damit wirbt.


Autor: Frauke Schobelt

koordiniert und steuert als Newschefin der W&V den täglichen Newsdienst und schreibt selber über alles Mögliche in den Kanälen von W&V Online. Sie hat ein Faible für nationale und internationale Kampagnen, Markengeschichten, die "Kreation des Tages" und die Nordsee. Und für den Kaffeeautomaten. Seit 2000 im Verlag W&V.