
Markenrechte:
Lesetipp: Warum ein Baumarkt dem historischen Bauhaus zusetzt
Bauhaus ist die berühmte Schule für Architektur und Design - aber auch der geschützte Markenname einer Mannheimer Baumarktkette. Und das führt seit rund vierzig Jahren immer wieder zu Konflikten und einem kuriosen Schlingerkurs, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet.
Bauhaus ist die berühmteste Schule für Architektur und Design - aber auch der geschützte Markenname einer Mannheimer Baumarktkette. Und das führt seit rund vierzig Jahren immer wieder zu Konflikten und einem kuriosen Schlingerkurs, wie die "Süddeutsche Zeitung" im Feuilleton ihrer heutigen Ausgabe berichtet.
Rund 100 Unternehmen firmieren weltweit unter dem Namen Bauhaus, doch keines ist dabei als Marke so dominant wie der Baumarkt. Die Kette - gegründet in den 60er Jahren - hat sich mittlerweile die Wortrechte in vielen Warenklassen gesichert, die Bauhaus-Institutionen klagten damals schlicht zu spät gegen die Verletzung der Namensrechte. "Es ist ein wohl historisch einzigartiger Fall, dass ein kapitaler kulturhistorischer Begriff gleichzeitig mit einer Unternehmensmarke dieser Größenordnung besetzt ist", schreibt SZ-Autor Markus Zehentbauer.
Das bremst bis heute nicht nur Bauhaus-Institutionen schmerzlich aus, sondern auch eine Studenten-Initiative der Bauhaus-Universität Weimar. Diese musste auf Druck der Baumarktkette ihr junges Designlabel umbenennen. Ihr ironischer Slogan "My Bauhaus is better than yours", der sich weltweit auf Taschen gut verkauft, störte die Baumarkt-Kette. Sie machte ihre Markenrechte geltend und drohte mit einer einstweiligen Verfügung. Das Projekt der Studenten heißt jetzt New Tendency.
Auch wenn der Baumarkt in seiner Kommunikation selbst keinen Bezug zur Architekturschule herstellt und es wohl eine Art Koexistenz-Vereinbarung gibt - die Markenvorherrschaft der Baumarktkette hat konkrete Konsequenzen für die Nachfolge-Institutionen der berühmten Architektur- und Designschule in Berlin, Dessau und Weimar. So verkauft das Bauhaus-Archiv wegen der Markenkonkurrenz bestimmte Produkte nicht mehr in seinem Museumsshop, was dem Umsatz schadet.
Zehentbauer wirft den Bewahrern des Bauhaus-Vermächtnisses deshalb Versäumnisse beim Schutz des Namens vor. Dieser müsse mittlerweile als Synonym für moderne Architektur und Design herhalten - so etwa auch in der Werbung von Microsoft. Markenämter ließen immer weniger Neueintragungen mit dem Begriff Bauhaus zu, mit dem Argument, dieser sei im allgemeinen Sprachgebrauch längst ein beschreibender Stil- und Epochenbegriff. Dabei habe es einen einheitlichen Bauhaus-Stil nie gegeben. "Der Begriff hat sich verselbständigt, er ist so elastisch wie Kaugummi", klagt Zehentbauer. Die heutigen Bauhaus-Institutionen müssten "gegen diesen Prozess der Popularisierung" ankämpfen. Was schwer ist, wenn ein wirtschaftlich überlegener Baumarkt damit wirbt.