Neugründung The Pitch People:
Lars Kreyenhagen: "Ich habe schlechte Erfahrungen gemacht"
Anfang Mai geht in Hamburg eine neue Pitchberatung an den Start: The Pitch People von Lars Kreyenhagen. Der Mitgründer von Karl Anders setzt bei seinem neuen Angebot ausschließlich auf Workshops.
Der Unmut treibt ihn an. Lars Kreyenhagen, Co-Gründer der Designagentur Karl Anders in Hamburg, eröffnet seine eigene Pitchberatung: The Pitch People. "Wir setzen auf Workshops", sagt er im aktuellen "Kontakter" (Nr. 7 vom 6.4.). Und zwar ausschließlich. Im Markt gebe es im Prinzip keinen Konkurrenten, der sich in der Agenturlandschaft wirklich auskenne. Im Mai geht es los. Kreyenhagen ist der Inhaber. Kreativ-, Digital-, Media-, Marketing- und Vertriebsexperten beraten ihn.
Lars Kreyenhagen bringt Erfahrung mit. Er führt mit Markenpersonal seit zehn Jahren seine eigene Personalvermittlung für die Branche, seit fünf Jahren Karl Anders. Davor war er unter anderem bei The Brand Union, Ligalux, Jung von Matt. Im Interview mit W&V Online spricht Kreyenhagen über Premium am Kunden, ehrliche Beratung und seine Interessenskonflikte.
Herr Kreyenhagen, The Pitch People will alles anders machen. Warum dieser Eifer?
Ach, das ist eigentlich ganz einfach. Ich persönlich habe aus verschiedenen Perspektiven unterschiedliche Erfahrungen mit dem Thema gesammelt und nun entschieden, dass der Markt noch ein weiteres Angebot vertragen kann. Es wird wohl immer noch zu viel gepitcht im klassischen Sinne und vielleicht bedarf es darüber hinaus auch eines Players für Spezialagenturen. Wenn es eben nicht um die große klassisch-geprägte Leadagentur mit dem Full-Service-Gedanken und dem monatlichen Retainer geht, sondern um die Spezialagentur für E-Commerce oder Content Marketing.
Klingt, als wären Sie beleidigt. Karl Anders ist ja auch eine Spezialagentur.
Ach wissen Sie, darum gehts doch gar nicht. Natürlich habe ich nicht so schöne Erfahrungen gesammelt, aber deswegen gleich ein Unternehmen gründen? Das wäre wohl zu kurz gesprungen. Nein, ich sehe einfach einen Bedarf, bringe die Kompetenzen dafür mit und zudem erscheinen mir die Markteintrittsbarrieren sehr gering. Das ist jetzt der Kopf. Und der Bauch ist im Einklang dazu.
Jetzt gibt es ja The Pitch People.
Genau. Ich gründe eine Pitchberatung. So wie ich vor zehn Jahren das Unternehmen Markenpersonal gegründet habe. Die Geschichte wiederholt sich, nur das Thema hat sich ein wenig geändert. Und die Story ist geblieben. Auch damals war der Auslöser ein ganz persönlicher.
Warum gründen Sie denn eine Pitchberatung, die eigentlich gar nicht pitchen lassen will?
Weil der klassische Pitch wohl immer die schlechteste aller Lösungen ist. Wir bieten Workshops an. Ausschließlich. Um den Kunden zu beraten, laden wir ihn erstmal zum Philosophie-Workshop. Worauf legt der Kunde Wert? Wie stellt er sich die Zusammenarbeit vor, welche Haltung, welche Philosophie vertritt er? Wie sieht das operative Team aus? Welche Erfahrungen mit Agenturen gibt es? Welche Anforderungen hat man? Dann erst wählen wir Agenturen aus, die nicht nur von der Kompetenz, sondern vor allem auch vom Mindset zum Kunden passen. Kunde und Agentur lernen sich dann in ganztägigen Workshops intensiv kennen. Moderiert von The Pitch People. Mit einem klaren Briefing und anständig honoriert vom Kunden. Danach gibt es eine fundierte Entscheidung mit einer transparenten Begründung und einem nachvollziehbaren Feedback für die Agenturen.
Klingt ganz schön aufwändig und auch teuer.
Ist ja auch eine Premiumdienstleistung. Macht sich am Ende aber für den Kunden bezahlt. Nur wenn sich zwei Seiten gut kennen, können sie eine langfristige Partnerschaft eingehen und das wollen ja alle. Alle müssen wissen worauf sie sich einlassen. Unsere Branche ist ja nicht gerade arm an Egos, auf allen Seiten des Schreibtisches. Wenn man genau weiß, worauf man sich einlässt, kann man von Beginn an den Rahmen definieren, in dem man sich wirklich intensiv auseinandersetzen kann. Warum nehmen so viele Kunden ihre Agenturen mit, wenn sie den Job wechseln!? Eben, man kennt sich. Und für diese Ebene der Begegnung wollen wir von Beginn an die Weichen stellen.
Andere Pitchberatungen bieten auch Workshops an.
Natürlich. Alle machen Workshops. Wir machen nur Workshops.
Mit Karl Anders führen Sie selbst eine Agentur – sehen Sie keinen Interessenskonflikt?
Ich sehe da gar keinen Konflikt. The Pitch People ist ja für mich kein Tool zur Akquise von Jobs bei Karl Anders. Zumal wir mit unserem spitzen Profil eh selten auf die Agentursuchen der Pitchberatungen passen. Und wenn es mal einen Konflikt geben sollte, lehne ich das Projekt halt ab.
Das meinen Sie ernst?
Das meine ich ernst. So einfach das ist. Viel wichtiger ist der Mehrwert, den Kunden haben, da ich selbst im Tagesgeschäft einer Agentur stecke. Und damit ziemlich alleine bin unter den Pitchberatungen. Machen Sie jetzt mal eine Ausschreibung für eine Content-Marketing-Agentur. Wissen Sie, wer sich alles als Content-Marketing Agentur positioniert hat? Wie soll ein Kunde da durchblicken, wenn noch nicht mal die Definition klar ist. Der Kunde meint vielleicht schlichtweg ein Kundenmagazin und das können sogar Agenturen, die sich nicht mal Content Marketing ins Portfolio geschrieben haben.
Und Karl Anders? Markenpersonal? Die Personalvermittlung machen Sie ja auch noch. Sie wären dann Gesellschafter in drei Firmen. Geht das alles nebenher?
Wie heißt es immer so schön, ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Im Ernst, ich arbeite gerne. Und manchmal auch viel. Am Ende ist das alles eine Frage der Struktur, der Prozesse und der Organisation. Darüber hinaus zählt ja auch Qualität statt Quantität. Mein Tag hat mehr Stunden als der anderer (lacht). Gehirn steckt in all den Firmen drin.
Ihre Partner tragen das mit?
Ja natürlich, anders geht es nicht. Aber es ist ja auch nicht so das ich da irgendwie eine Ausnahme bin. Grad eben lese ich von Michael Trautmann, der mit Mo Fürste und Christian Toetzke die Agentur Upsolut wiederauferstehen lässt. An dieser Stelle drücke ich alle, alle Daumen. Kurz davor wurde Bobby & Carl aus der Taufe gehoben. Es ist ja so eine Art modern heute, mehrere Projekte gleichzeitig zu machen, insofern ist es fast schon wieder erwartbar und langweilig. Okay, ich überleg's mir nochmal.